Chloe Sherman ist siebzehn Jahre alt. Eine junge Frau, die aufgrund ihres körperlichen Handicaps zeit ihres Lebens von der Mutter Zuhause unterrichtet wurde. Als Frühchen war sie zur Welt gekommen und leidet seither unter zahlreichen Symptomen, die sie an den Rollstuhl fesseln und Vorsicht zwingend notwendig werden lassen.
Chloes Leben besteht deshalb aus Blutzuckertests und einer unglaublichen Vielzahl an Tabletten. Siebzehn Jahre lang hat sie sich trotz alledem zu einem starken Charakter entwickelt, der sich durch das Leben im Rollstuhl nicht hat unterkriegen lassen. Gleichzeitig hat sie vollstes Vertrauen zu ihrer Mutter. Bis jetzt. Denn nun fühlt sich Chloe bereit, in die Welt da draußen einzutreten. Sie möchte ans College und hat sich schon vor einiger Zeit dafür beworben. Ihre Mutter unterstützt das. Das jedenfalls denkt Chloe. Bis sie nach einem Einkauf bemerkt, dass ihre Mutter eins der Medikamente für Chloe auf ihren eigenen Namen verschrieben bekommen hat. Von da an ist das Misstrauen gesät. Was hat diese Tatsache zu sagen? Warum ist ihre Mutter stets pünktlich, wenn Postlieferanten kommen? Will sie etwa die Einladung eines Colleges abfangen? Dass ihr Misstrauen berechtigt ist, findet Chloe bei einem heimlichen Besuch in der Apotheke heraus: Das besagte Medikament bewirkt offenbar ihre tauben und bewegungslosen Beine …
Run beginnt wie ein freundlicher und positiver Film über eine liebevolle Gemeinschaft aus alleinerziehender Mutter und ihrer heranwachsender Tochter. Doch der Eindruck trügt. Es dauert nicht lange, bis der Zuschauer (ebenso wie Chloe) bemerkt, dass die Mutter so fürsorglich gar nicht zu sein scheint. Dass sie ihre Tochter offenbar in einen goldenen Käfig steckt und aus irgendeinem Grund verhindern will, dass sie aus ihrem Einflussbereich entschwindet. Als klassisches Kammerspiel, das nur wenig Szenen außerhalb des Hauses und mit weiteren Darstellern enthält, funktioniert der Thriller aufgrund seiner klaustrophobischen Atmosphäre, die für Chloe selbst in den eigenen vier Wänden oftmals zur Bedrohung werden kann.
Die Tatsache, dass ihre Krankheitsgeschichte gleich mehrere akute Beeinträchtigungen bereithält, macht es ihr schwer, auch nur eine geringe körperliche Anstrengung zu unternehmen. Und um ihrer bedrohlichen Mutter-Tochter-Situation zu entkommen, hält das Drehbuch gleich eine ganze Menge anstrengender Ereignisse für Chloe parat – schmerzhafte Momente für sie und den Zuschauer. Einen ersten, sehr eindrucksvollen Moment erlebt der Betrachter hier nach knapp 40 Minuten, wenn sich Chloe aus den Fängen ihrer Mutter befreien will. Dass ausgerechnet im Moment der größten physischen Erschöpfung ein kleiner Hoffnungsschimmer offenbart wird, ist auch für den Zuschauer eine kleine Erleichterung – und der Höhepunkt bis dahin.
Dass Run diese erste Klimax zu einer Konfrontation zwischen Mutter und einem vermeintlichen Retter steigert, wird für einen Moment trotz dezenter Vorhersehbarkeit in Dianes Argumentation für eine konsequente Gegenaktion des möglichen Retters genutzt. Leider betritt der Film dann aber doch wiederum ausgetretene Pfade, die schon die Verfilmung von Stephen Kings Misery im Jahre 1990 ähnlich vorbereitet hatte. Inhaltlich schwingt indes noch etwas mit, das (ob bewusst oder nicht) sehr unangenehm an einen Fall erinnert, der die deutsche Justiz seit 2016 beschäftigt. Bei diesem hatte eine alleinerziehende Mutter ihren Kindern sechs Jahre lang diverse Krankheiten angedichtet, um Sozialleistungen zu veruntreuen. Da die Kinder zum entsprechenden Zeitpunkt noch sehr jung waren, ging das psychologisch wohl so weit, dass die Kids teilweise an ihre Erkrankungen glaubten. Freilich dramatisiert Run diese Aspekte noch weiter und addiert die physische Vergiftung zur seelischen Komponente noch hinzu.
Spannend ist das Ganze trotz gewisser Vorhersehbarkeiten dennoch. Regisseurin Aneesh Chaganty (Searching) und seine Kamerafrau Hillary Spera finden immer wieder packende Blickwinkel, um Thrill zu erzeugen. Und sie holen das Maximum aus dem reduzierten Setting heraus – was gar nicht so einfach ist, wenn man bedenkt, dass Dianes Haus keine Bruchbude mit Düsterkeller ist, sondern ein gepflegtes und ordentlich aufgeräumtes Eigenheim. Rein vom Setdesign her gibt Dianes Haus keinen großen Anlass für gruselige oder sonderlich spannende Atmosphäre, weshalb es geschickter Kamerawinkel bedarf, um dennoch Stimmung zu erzeugen.
Tolle Kameraarbeit und passendes Setdesign reichen aber nicht aus, wenn die Darsteller nicht glaubwürdig agieren. Und hier schlägt nun wirklich die Stunde von Run. Denn sowohl Sarah Paulson in der Rolle der Mutter als auch Kiera Allen als Tochter agieren herausragend. Paulson, die man aus stets herausragenden Nebenrollen in Bird Box, Glass, Ocean’s 8 oder der Serie American Horror Story kennt, geht physisch und emotional komplett aus sich heraus. Von der anfänglich fürsorglichen Mutter bis zur wilden Furie bedient sie die komplette Bandbreite, ohne je ins Overacting zu driften. Das führt am Ende erfolgreich dazu, dass der Zuschauer einen Heidenrespekt vor dieser Diane hat.
Mindestens ebenbürtig ist aber die junge Kiera Allen, die hier ihr Filmdebüt gibt und im Bonusmaterial voller echter Begeisterung für ihre erfahrene Kollegin und (Film)Mutter ist. Allen ist seit sechs Jahren selbst auf den Rollstuhl angewiesen, was man in den entsprechenden Szenen, in denen Chloe mit dem Fortbewegungsgerät unglaublich flink und behände umgeht, deutlich erkennen kann. Jemand, der sich für den Dreh eines Films „ein bisschen“ Rollifahren draufgeschafft hat, bewegt sich nicht derart sicher und zirkelt so elegant um Kurven. In puncto Authentizität liegt der Film damit schon mal weit vorne. Und Allen scheut sich nicht vor der physischen Herausforderung, die von den körperlichen Szenen ausgeht – vor allem jenen, die außerhalb ihres Rollstuhls stattfinden. Gleichzeitig ist ihre Panik und Angst authentisch gespielt. So sehr begeistert wie sie von ihrer älteren und erfahreneren Kollegin spricht, so ebenbürtig agiert sie hier und macht Run auch für den nicht gehandicapten Zuschauer zur erfahrbaren Tour de Force.
Run bietet zwar keine grundsätzlich neue Story und ist in einigen Wendungen durchaus vorhersehbar, doch aufgrund der höchst effektiven Inszenierung und dem herausragenden Spiel der beiden Darstellerinnen packt der Film den Zuschauer immer wieder. Das Bild bleibt eher unspektakulär kontrastiert, hat aber gut fokussierte Close-ups. Die Integration einer dynamikreduzierten Tonspur ist interessant und als ZUSATZ in Ordnung – solange das nicht zur einzigen Option wird.
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: © Leonine Distribution. Alle Rechte vorbehalten
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