Cole hat seit gut zehn Jahren einen mega erfolgreichen VLog – einen Video-Blog. Dort teilt er über die sozialen Medien nicht nur sein Leben, sondern geht mit gewagten Pranks und noch gewagteren Mutproben an seine Grenzen. Nun, da sein VLog Zehnjähriges feiert, entführen in seine besten Freunde zu einem ganz besonderen Event. Ein Escape-Room in Moskau soll es sein...

Vor Ort werden sie von Alexei empfangen, der ein großes Tamtam auffährt. Doch kaum ist man im ersten Etablissement, gibt’s Ärger mit der lokalen Unterwelt. Und mit dem Eintritt in den Escape Room wird es dann doch recht schnell ernst. Denn kaum ticken die 60 Minuten abwärts, hat Cole seine Hände im Unterleib eines Toten, um einen Schlüssel in dessen Eingeweiden zu suchen. Während Cole immer noch denkt, das alles sei ein Spiel, sitzen seine Kumpels in tödlichen Fallen fest, die offenbar gar nicht so unecht sind, wie man zunächst dachte. Und in der Tat. Cole und Co. merken bald, dass ein Spiel ganz anders aussieht und in der Regel ohne Tote auskommen sollte…

Man nehme eine Prise Escape Room, füge etwas Exorzismus 2.0 hinzu, würze das Ganze mit einer Messerspitze Hostel und runde es mit etwas SAW ab. Heraus kommt – zumindest ungefähr – dieser Teenager-Horror-Streifen Follow Me. Der Film von Regisseur Will Wernick, der schon auf dem Dirigentenstuhl für den oben genannten Escape Room saß, wartet mit ein paar angesagten Jungdarstellern auf (unter anderem Keegan Allen aus Pretty Little Liars und Holland Roden aus Teen Wolf) und knöpft sich das Thema der social-media-Likes vor. Vordergründig sicher ein über weite Strecken nicht ganz klischeefreier Horror-Thriller, geht’s im Hintergrund um die ernsteren Themen. Darum, wie weit man für Likes geht.

Welche Späße man sich erlaubt und wo die Grenzen sind. Wo ist der „echte“ Mensch, wenn die Fassade sich nur noch über eine virtuelle Oberfläche und den Wunsch nach Followern zu definieren scheint. Dass Cole am eigenen Leib zu spüren bekommen wird, wie es ist, wenn wirklich böse Buben für ein wirklich böses Publikum wirklich böse Sachen machen, ist natürlich die bewusste Überhöhung der Thematik. Frei nach dem Motto: Heute das Internet-Mobbing, morgen die Live-Schau mit Tötung. Das social-media-Thema hält der Film für etwa eine halbe Stunde aufrecht. Danach verlässt Follow Me diese Komponente nahezu komplett, um sein SAW-meets-Hostel-Szenario zu entfalten.

Das tut der Film immerhin ziemlich effektiv, teils spannend und überraschend blutig. Für eine 16er Freigabe ist Follow Me bisweilen sogar erstaunlich grafisch. Schon die erste Escape-Room-Sequenz hätte bei anderen (18er)Filmen gerne mal zu Schnitten geführt. Und die Ernsthaftigkeit, mit der nach der ersten Stunde vorgegangen wird, trägt nicht gerade zur Auflockerung bei. Humor fehlt von da an vollständig, was schon mal für eine freundlichere Bewertung der FSK sorgt. Man darf also schon etwas erstaunt sein, über die Jugendfreigabe.


Aber es ist nicht nur die grafische Gewalt, die durchaus unterhält. Die videospielartigen Fallen, die den Lara-Croft-Fans unter den Zuschauern ein paar Wiedererkennungswerte ins Gesicht zaubern, sorgen tatsächlich für ein ganz nettes Spannungsniveau. Auch die Atmosphäre in den zahlreichen Schmuddelräumen und verliesartigen Zellen passt. Dazu hat man mit der Beleuchtung geschafft, eine sehr hochwertig anmutende Atmosphäre zu kreieren. Wenn dann nach nicht ganz einer Stunde der echte Terror losgeht, übernimmt das gute alte „Wir müssen hier irgendwie raus“-Thema, was zu verstärkter Action führt.

Das Problem von Follow Me ist indes seine anfänglich implantierte Oberflächlichkeit. Außer einem kurzen Gespräch zwischen Cole und seiner Freundin Erin, in der sie von den „zwei Coles“ spricht, die sie kennengelernt hat, gibt es nur wenig Sympathie-Aufbau für die Charaktere. Deshalb fällt es ein wenig schwer, ihm beim Überlebenskampf beizustehen. Vielleicht ist aber auch das intendiert, denn im Sinne des konsequenten Finales, das dann noch mal eine Überraschung bereithält, gönnt man ihm fast, welches Ende das nimmt.

Follow Me bietet solide Thriller-Unterhaltung ohne großen Tiefgang. Die jeweiligen Fallen/Spielchen sind überraschend blutig ausgefallen und das Setting ist atmosphärisch. Das geht soweit schon in Ordnung – inklusive des bösen Schlussgags.
Autor: Timo Wolters - © Capelight Pictures. Alle Rechte vorbehalten
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