Rachel lebt in Trennung, die Scheidung scheint teuer zu werden. Das Geld ist knapp und Sohn Kyle will täglich zur Schule gebracht werden. Das Ganze findet in einem alten klapprigen Volvo statt und zuletzt kam Kyle immer wieder zu spät, weil der Verkehr einfach zu dicht war. Auch heute ist die Zeit knapp...
Rachel lebt in Trennung, die Scheidung scheint teuer zu werden. Das Geld ist knapp und Sohn Kyle will täglich zur Schule gebracht werden. Das Ganze findet in einem alten klapprigen Volvo statt und zuletzt kam Kyle immer wieder zu spät, weil der Verkehr einfach zu dicht war. Auch heute ist die Zeit knapp. Und dann ruft auch noch der Ex an und cancelt ein geplantes Spiel mit Kyle ab. Die Voraussetzungen für einen schlechten Start in den Tag könnten „besser“ kaum sein. Als auch noch eine Kundin von Rachel aufgrund der bevorstehenden Unpünktlichkeit absagt, ist der Tag für Rachel gelaufen. Also warum nicht einfach mal aus dem Trott ausbrechen. Denkt sich Rachel und schlägt sich mehr illegal als legal durch die Schlange der Fahrzeuge.
Die anderen Verkehrsteilnehmer quittieren es mit einem Hupen. Etwas, das Rachel auch tut, als vor ihr ein dicker Pick-up nicht losfährt, nachdem die Ampel auf Grün springt. Doch diese Aktion war leider diese eine Aktion zu viel. Denn der so auf sein Fehlverhalten hingewiesene Fahrer verlangt an der nächsten Ampel eine kleine Entschuldigung. Rachel und der Kerl legen sich miteinander an, weil sie sich nicht entschuldigen möchte. Hätte Rachel es doch getan. Denn von nun an hat sie ihn am Hals. Und auch alle, die Rachel wichtig sind. Der Typ geht soweit, dass alle in tödlicher Gefahr sind …
Im Jahr 27 nach Falling Down mit Michael Douglas ist die Welt eine andere. Reichte damals ein einfacher Verkehrsstau bei Gluthitze, sind es heute die zahlreichen Ablenkungen des digitalen Lebens, die dafür sorgen, dass Menschen nicht mehr im Miteinander sondern im ständigen Gegeneinander sind. Das bildet den zunächst diffusen Hintergrund dieses Thrillers, der im sommerlichen Kino so etwas wie die erste Rückkehr zu einer ersten Normalität in den Lichtspielhäusern sein sollte (bis wir nun erneut an diesem Punkt sind). Unhinged war der erste Film, der nicht dauerverschoben wurde und dennoch eine gewisse Zugkraft hatte. Immerhin ist Russell Crowe der Hauptdarsteller und die Story versprach Thrill. Nach einer kurzen Vorlaufszeit, in der der Antagonist während des Vorspanns und die Protagonistin in der Folge vorgestellt werden, ist Unhingend von dem Moment an, in dem Rachel dem Fahrer begegnet, über weite Strecken praktisch in Echtzeit gedreht. Dadurch vermittelt sich recht eindrücklich das Gefühl der Beklemmung, das Rachel verspürt.
Der Mix aus Steven Spielbergs Duell und Falling Down lebt aber vor allem von der Präsenz Russell Crowes. Der Darsteller der sich für die Rolle einen ziemlich krassen Fatsuit unter das blaue Hemd gepackt hat, wirkt äußerst wuchtig in der Rolle des ausrastenden vermeintlichen Normalos. Er spielt die Rolle mit einer glaubwürdigen unterschwellige Aggression. Keinen Moment zweifelt man daran, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen ist. Zusätzlich zur Performance von Crowe verlässt sich der Film aber auch noch auf eine ziemlich außergewöhnliche Brutalität. Schon die Eröffnungsszene dürfte aufgrund des Gezeigten dem einen oder anderen Crowe-Fan auf den Magen schlagen. Und nach etwa 30 Minuten, wenn Unhinged einen Gang höher schaltet, setzt es eine ziemlich offensive Verkehrsunfall-Situation, die dem Zuschauer klar macht, dass der Film es wirklich ernst meint. Jegliche Hilfe, die sich Rachel für einen Moment bietet, nimmt Regisseur Derrick Borte (American Dreamer) sofort aus dem Spiel. Und das durchaus blutig, wie man anhand der Szene mit Rachels Anwalt Andy im Schnellrestaurant sehen kann. Auch hier gehen Film und Hauptdarsteller ziemlich drastisch zur Sache.
Vielleicht ist das aber auch schon ein Problem der ganzen Sache. Denn während das Tempo stimmt, Crowe sein Bestes gibt und viele Szenen intensiv geraten, wirkt Unhinged oberflächlich und etwas schludrig. Dazu gesellen sich zahlreiche Logiklöcher. Ist es wirklich gar so leicht, sämtliche privaten Infos aus einem Handy zu ziehen? Ist es logisch, dass Rachel nicht direkt zu Beginn der Verfolgungen eine Polizei-Dienststelle aufsucht? Am schwersten wiegt allerdings, dass Rachel zu unsympathisch rüber kommt. Der Zuschauer muss sich bei solch einem Film mit einer der Figuren identifizieren. In der Regel mit der Protagonistin. Und erst Recht, wenn der Antagonist dermaßen skrupellos rüberkommt wie Russell Crowes Bösewicht hier. Rachels Figur taugt aber nicht zur Identifikation. Der Film lässt nur wenig gute Haare an ihr. Sie ist unpünktlich, schnell gestresst, nimmt kleinere und größere Rückschläge offenbar emotionslos hin, um dann im entscheidenden Moment die Zicke raushängen zu lassen, ohne die Gefahr des Gegners zu wittern. Das wirkt leider ziemlich unglaubwürdig. Während Crowe immerhin darstellerisch überzeugt, bleibt seine Motivation bis auf leise Andeutungen während einer vor verletztem Männerstolz getränkten Dialogszene komplett im Dunkeln. Man erfährt auch nicht wirklich, wer da zu Beginn des Films seine Opfer sind.
Joel Schumacher, der seinerzeit den langsam ausrastenden Michael Douglas inszeniert hatte, bot viel mehr Potenzial für den Zuschauer, sich mit der Figur des D-Fens zu identifizieren. Selbst wenn der seinerzeit völlig überzogen reagiert hat (man denke nur an die Szene im Schnellrestaurant), so konnte man doch nachvollziehen warum er so ausrastet, hat man sich doch selbst eventuell schon mal in ähnlichen Situationen wütend werden sehen. Die überzogene Gewalt und das kaum unterfütterte Verhalten macht die gleiche Identifikation in Unhinged allerdings sehr schwer. Selbst wenn der Film uns mit der Tatsache, dass der Kerl keinen Namen hat und immer nur als „Der Mann“ genannt wird, suggeriert, dass es ein Jedermann ist. Ein freundlicher Nachbar, den ein Ereignis zum Amokläufer macht.
Zu kaschieren sucht Borte die fehlenden Identifikationsmöglichkeiten der Figuren mit der genannten Gewaltschraube, seiner Unerbittlichkeit und dem hohen Tempo. Man merkt ihm zwar an, dass das Budget nicht gigantisch hoch gewesen ist, doch die Verfolgungsjagden in den beiden Fahrzeugen sind durchaus packend inszeniert. Und es wird eine erkleckliche Menge an Blech kaltverformt. Die kurze und knackige Spielzeit von gerade mal 90 Minuten inklusive Abspann tut ihr übriges dazu, dass nach der 20-minütigen Einführung der Figuren kaum Zeit zum Atmen bleibt – und das bis zum (erneut) ziemlich heftigen Schluss. Es ist schon ein wenig befremdlich, einen Brocken wie Russell Crowe, der in diesem Film noch mal um 30 kg schwerer gemacht wurde, dabei zuzusehen, wie er eine Frau mehrfach mit voller Wucht und geballter Faust praktisch bewusstlos schlägt und noch nachtritt. Es darf durchaus die Frage gestellt werden, ob das sein musste, um zu schildern, dass hier eine tickende Zeitbombe explodiert. Inszenatorisch hätte man das sicherlich auch anders hinbekommen und dennoch für Thrill gesorgt.
Was außerdem etwas schade ist: Unhinged beginnt, wie erwähnt, im Vorspann mit deutlicher Kritik an der verrohenden Gesellschaft, die sich durch ihr Dasein und irrelevantes Geposte in sozialen Netzwerken definiert. Mit unterlegten Archivbildern von Unfällen, Gewaltausbrüchen und Konfrontationen bekommen wir einen Eindruck davon, wie sich die Gesellschaft nach und nach durch die Digitalisierung und das exzessive Nutzen von Smartphone, Netzwerken und virtueller Welt entzweit hat. Sieht man davon ab, dass Russell Crowes Antagonist den Film über ausrastet und durchdreht, wird diese suggerierte Metaebene während der eigentlichen Story zu keiner Zeit mehr aufgegriffen.
Unhinged war zwar nicht die erhoffte Wiederbelebung fürs Nach-Corona-Kino, und Bortes Film ist auch ansonsten eher nachlässig und löchrig – rasant ist er aber allemal. Außerdem zeigt er Crowe in einer sehr ungewöhnlichen und harten Rolle. Das muss man mögen, aber eigentlich auch mal gesehen haben. Man sollte allerdings mit der Brutalität des Films umgehen können, denn die ist wirklich nicht von schlechten Eltern.
Autor: Timo Wolters - © 2020 Leonine Distribution. Alle Rechte vorbehalten
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