Geppetto ist Tischler. Arbeit hat er allerdings kaum und etwas zu Essen deshalb auch nicht. Als ihm auch der Gastwirt des Dorfes keine Aufträge bieten kann, stolpert Geppetto auf dem Nachhauseweg an einem Marionettentheater vorbei...
Geppetto ist Tischler. Arbeit hat er allerdings kaum und etwas zu Essen deshalb auch nicht. Als ihm auch der Gastwirt des Dorfes keine Aufträge bieten kann, stolpert Geppetto auf dem Nachhauseweg an einem Marionettentheater vorbei. Den Holzkünstler inspiriert das. Und so holt er sich bei Meister Kirsche einen dicken Baumstamm. Einen, den Herr Kirsche gern abgibt, hatte er doch kurz zuvor seltsame Lebenszeichen von sich gegeben. Und während Geppetto so an dem Stamm schnitzt und klöppelt, hört er plötzlich ein Herz schlagen. Voller Eifer arbeitet er weiter und weiter, bis vor ihm ein Junge aus Holz sitzt. Und dieser Junge beginnt doch tatsächlich zu sprechen. Geppetto ist außer sich vor Freude, hat er doch endlich Gesellschaft. Überall erzählt er vom Glück, einen Sohn zu haben. Doch Pinocchio, wie er ihn nennt, steht der Sinn nach Abenteuer. Er geht nicht, wie ihm befohlen, zur Schule, sondern direkt in ein Marionettentheater. Dessen Besitzer will daraufhin Feuerholz aus ihm machen. Mit Glück kann Pinocchio fliehen. Doch es warten noch viel mehr seltsame Gesellen auf ihn. Und lange nicht alle wollen ihm Gutes …
Der Tischler weckt den Jungen im Holz zum Leben. Mit Roberto Benigni ist es wie mit kaum einem anderen Darsteller: Egal, wen er darstellt. Egal, wie extrovertiert seine Rolle oder auch sein Verhalten vor laufenden Kameras ist (man denke an seine legendäre Stuhllehnen-Tanznummer bei den Oscars 1999 für den Gewinn des „Besten fremdsprachigen Films“), man kann es ihm nie übel nehmen. Kaum einer wirkt so authentisch aufgedreht und unter Strom wie der in der Toskana geborene Schauspieler.
Kein großes Wunder, dass er sich 2002 bereits einmal selbst als Pinocchio inszeniert hatte. Damals sorgte sein Film in Italien für sensationelle Kinoergebnisse. Und er war für die damalige Zeit äußerst finanzgewaltig umgesetzt. Immerhin ging Benigni sogar einen Deal mit dem von ihm wenig geliebten Silvio Berlusconi ein, um das Projekt zu stemmen. Doch bei allem Erfolg, krankte der Film tatsächlich damals an des Hauptdarstellers Schauspiel. Für eine Holzpuppe war Benigni viel zu aufgekratzt und hyperaktiv. Das wollte nicht zur Figur und auch nicht zum Rest der Darsteller passen. 18 Jahre später spielt der Italiener nun in einer weiteren italienischen Adaption mit, während in Hollywood Verfilmungen des Stoffs durch Robert Zemeckis (Realverfilmung mit Tom Hanks als Geppetto) und Guillermo del Toro (Stop-Motion-Adaption) in Produktion sind.
Schule muss sein, denkt Geppetto … Und dieses Mal tritt Benigni einen Schritt zurück. Man bleibt noch näher an der Vorlage und weist dem Schauspieler die Figur des Geppetto zu. Diese steht ihm dann auch deutlich besser als dem damals 50jährigen die Rolle Pinocchios. Jetzt kann er als etwas mittelloser Holzwerker wieder ein bisschen rumfuchteln und man nimmt es ihm (na klar) nicht übel. Ohnehin dürfte die Verfilmung von Matteo Garrone zu den wärmsten und warmherzigsten Adaptionen der berühmten Geschichte von Carlo Collodi gehören. Die Filmmusik gibt mit melancholischen Tönen die Marschrichtung vor, auf dass man als Zuschauer direkt weiß, dass Geppetto ein etwas einsamer und nicht gerade reicher Mann ist. Einer, der sich nach etwas Lob, Anerkennung und Zuneigung sehnt – eine Rolle, die Benigni fabelhaft ausfüllt.
Wirklich gut tat man zudem daran, die hölzerne Hauptfigur (sowie weitere Fantasiewesen) nicht per CGI zum Leben zu erwecken (sieht man von den ersten Szenen des noch nicht fertigen Pinocchios ab). Vielmehr setzte man durchweg auf Schauspieler, die unter aufwändigen Masken stecken. Das mag schon mal etwas bizarr anmuten
… doch dem Holzjungen steht der Sinn nach der großen weiten Welt
Was dem Film ein bisschen fehlt, ist die Beziehung zwischen Pinocchio und Gepetto. Gerade zu Beginn geht alles etwas hoppla hopp, so dass kaum Zeit bleibt, dass sich beide schätzen lernen. Vor allem Pinocchio ist kaum geschnitzt und schon der freche und aufmüpfige junge. Das verhindert gleichzeitig, dass der Zuschauer mit der Holzpuppe etwas mehr mitfühlt. Eigentlich möchte man dem Rotzlöffel, der seinem Vater wegrennt, die Holzohren lang ziehen. Sicher ist das in der Figur angelegt, aber so richtig schafft es der Film im Nachhinein nicht, Pinocchios Sehnsucht nach Geppetto in Emotionen zu verpacken.
Oft wirkt Pinocchio zudem fragmentarisch und so, als ob er die einzelnen Stationen schnellstmöglich abklappern möchte. Dazu sind nicht alle Nebenfiguren wirklich sympathisch. Gerade die Grille, eigentlich die moralische Instanz (bzw. Pinocchios Gewissen) nervt hochgradig. Auch die erzieherischen Aspekte des Films sind ein bisschen fragwürdig. Stets wird Pinocchio gedroht, wenn er dieses oder jenes nicht tue, dann passiere eben etwas Schlimmes – moderne Erziehungsmethoden sind das eher nicht.
Gut, dass es skurrile Nebenfiguren wie die Schnecke und den Richter gibt, die innerhalb ihrer Szenen für Amüsement sorgen. Vor allem der als Affe porträtierte Richter gibt einen herrlich anarchischen Juristen ab, der so ganz anders handelt als gedacht. Dies und die pure Fantasie der Schauplätze und Masken trösten auch darüber hinweg, dass das Ende genauso hoppla hopp kommt wie der Anfang.
Pinocchio ist fantasievoll umgesetzt, liefert herrlich altmodische Figuren und klassisches Make-up für Menschen und Wesen, die in tollen Kostümen stecken. Roberto Benigni als Geppetto ist klasse, doch der emotionale Funke bleibt oft auf der Strecke. Dafür ist die Inszenierung zu episodenhaft und die Beziehung zwischen Tischler und Holzpuppe bleibt unterkühlt. Bleibt abzuwarten, wie Robert Zemeckis und Guillermo del Toro die klassische Geschichte interpretieren. Die Blu-ray liefert ein sehr atmosphärisches, warmes Bild mit äußerst knackigen Close-ups. Die UHD liefert in Summe trotz etwas übertriebener Kontraste/Farben das technisch sauberere und dreidimensionalere Bild.
Autor: Timo Wolters - © 2020 Capelight Pictures. Alle Rechte vorbehalten
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