Liza und Sean haben ein perfektes Leben mit ihrem Sohn Jude. Doch dann dringen eines Abends zwei Kerle ins Haus ein. Der Einbruch lässt Liza mit einer Kopfverletzung und Sean sprachlos (im wahrsten Sinne) zurück. Traumatisiert sind beide, was sich beim Sohnemann nun schon seit Monaten in einer kompletten...

Liza und Sean haben ein perfektes Leben mit ihrem Sohn Jude. Doch dann dringen eines Abends zwei Kerle ins Haus ein. Der Einbruch lässt Liza mit einer Kopfverletzung und Sean sprachlos (im wahrsten Sinne) zurück. Traumatisiert sind beide, was sich beim Sohnemann nun schon seit Monaten in einer kompletten Sprachlosigkeit manifestiert. Die Tatsache, dass Liza immer noch Alpträume von der Auseinandersetzung mit den Einbrechern hat, hilft nicht gerade, ein normales Leben zu führen. Also beschließt Sean, einen Neustart zu wagen.

Die Drei ziehen in das noch nicht ganz restaurierte Gästehaus des Heelshire Anwesens ein – ganz in der Nähe zum prachtvollen Haupthaus. Bei einer kleinen Exkursion zu diesem stolpert Sean über eine vergrabene Puppe. Er buddelt sie aus und Liza gibt sich alle Mühe, sie wieder frisch zu machen. Denn immerhin scheint ihr Sohn in der Puppe so etwas wie einen neuen Freund gefunden zu haben. Einen Freund namens Brahms. Wie Jude wissen lässt, hat ihm die Puppe das selbst gesagt. Und es bleibt nicht bei dieser einen Merkwürdigkeit. Mehr und mehr bekommt Liza das Gefühl, dass mit Brahms etwas nicht stimmt. Sie fühlt sich von seinen Blicken verfolgt und hört, wie Jude mit der Puppe spricht. Allerdings fragt sich bald, ob die Überraschung, dass Jude endlich mal wieder Worte von sich geben zu scheint, eine positive ist. Denn der Einfluss, den Brahms auf das Verhalten des Jungen nimmt, wächst immer mehr ...

Ziemlich genau vier Jahre ist es her, dass Walking-Dead-Star Lauren Cohan eine Drehpause der Zombie-Serie nutzte, um in einem Gothic-Grusler die Hauptdarstellerin zu geben. Als Amerikanerin Greta traf sie in einem englischen Anwesen auf ein schrulliges älteres Paar, das eine Nanny für ihren „Sohn“ suchte. Dass es sich bei diesem Spross um eine Porzellanpuppe handelte, konnte sie nicht ahnen. Ebenso wenig, dass sich dieses vermeintlich leblose Etwas als mörderischer Vertreter seiner Zunft präsentieren würde. Nur mit Mühe konnte sie diesem Alptraum entkommen.

Vier Jahre später liegt nun die Fortsetzung: Brahms: The Boy II vor, inszeniert vom selben Regisseur: William Brent Bell. Der hatte zuvor kleine Indie-Horrorperlen wie Devil Inside und Wer – Das Biest in dir gedreht und mit dem Erstling einen echten Achtungserfolg erzielt. Kein großes Wunder, da The Boy wirklich atmosphärisch gefilmt war und die Spannungsschraube bisweilen gekonnt anzog. Lauren Cohan tat ihr Übriges zum Gelingen bei, da sie sichtbar Freude daran hatte, mal aus dem TV-Serien-Dasein auszutreten.

Da der zweite Teil eine ganze Zeit nach dem Vorgänger spielt, ist Cohan hier natürlich nicht mehr mit von der Partie. An ihre Stelle rückt mit Katie Holmes eine überraschend prominente Darstellerin. Sie geht als Liza durch die Hölle eines unverarbeiteten Traumas und sorgt sich gleichzeitig darum, ob sie ihrem ebenfalls traumatisierten Sohn noch genug Sicherheit bieten kann. Brahms: The Boy 2 entfernt sich dabei nicht nur inhaltlich, sondern auch atmosphärisch vom Vorgänger. Der Gothic-Grusel wird gegen psychologischen Horror im Stile von Das Omen getauscht und mit den zahlreichen Puppen-Schockern der letzten Jahre vermischt (vgl. Annabelle).

Schade, dass Brent Bell ein wenig die gruselige Atmosphäre des ersten Teils gegen eine Vielzahl an Jumpscares austauscht, die zum Teil nicht mal durch ein bestimmtes Ereignis gekennzeichnet sind, sondern lediglich als Soundeffekt dargeboten werden. Schade vor allem, dass die Recherchen, die Liza und Sean zu Beginn des letzten Drittels anstellen, die Vorgänge des ersten Teil etwas entwerten und bagatellisieren.

Der Schrecken wird auch deshalb etwas dezenter, weil Brahms selbst glatter, ordentlicher und irgendwie „netter“ aussieht als im Vorgänger, bei dem man ihm eine gelungene Geringschätzigkeit in die Mimik legte. In Brahms: The Boy 2 ist es vielmehr an Christopher Vonvery, die unterschiedlichen Emotionen darzustellen. Und das gelingt dem jungen Schauspieler sehr gut. Von der anfänglichen Freude eines heranwachsenden Jungen über die Teilnahmslosigkeit in der stummen Phase bis hin zur Aggression und Verachtung in den von Brahms beeinflussten Szenen. Es lässt die Puppe selbst aber auch sehr aus dem Fokus rutschen. Brahms ist in der Fortsetzung eher Nebencharakter, denn Hauptfigur.

Katie Hudson macht ihre Sache ebenfalls ganz gut. Man nimmt ihr die bekümmerte und besorgte Mutter glaubhaft ab, während Owain Jeoman als Sean der ruhende und äußerst verständnisvolle Pol des Films ist. Darstellerisch und in puncto Ausstattung sowie Jumpscares kann man Brahms: The Boy 2 eigentlich nichts vorwerfen. Es fehlen ihm aber schlicht die innovativen Ideen und auch ein wenig die Bindung zum Vorgänger.
Brahms: The Boy 2 entfernt sich inhaltlich und atmosphärisch deutlich vom Vorgänger. Das sollte man wissen, bevor man sich die Fortsetzung zulegt. Dann bekommt man einen fast eigenständig wirkenden und gut gespielten Grusler, der mehr im Fahrwasser von Annabelle schwimmt denn in jenem des ersten Teils.
Vorzuziehen ist übrigens der Dir. Cut, der weniger effekthaschend zu Werke geht, die Anzahl der CGIs reduziert, damit dezenter und deshalb spannender zu Werke geht. Die UHD ist durchweg harmonischer und besser kontrastiert, dazu weniger körnig und insgesamt die bessere Wahl.
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: © Koch Media / Capelight Pictures
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