Fünf Jahre herrscht Prinzession Aurora nun schon mit ausgewogener Hand über das Reich der Feen, während Maleficent ihre schützenden Schwingen über das Moor hält. Aurora indes hält die Zeit für gekommen, endlich Prinz Phillip zu heiraten. Dessen Vater, König John, wünscht sich nichts sehnlicher als Frieden mit der überall im Königreich als Gegnerin aufgefassten dunklen Fee.

Die Heirat käme also gerade Recht, um eine Aussöhnung zu feiern. Johns Ehefrau, Königin Ingrith, steht es aber eher nach Krieg. Deshalb lässt sie bereits seit geraumer Zeit Eisenwaffen in der Burg herstellen, um die Feen allesamt auszuschalten. Davon hält Ingrith nichts ab. Nicht einmal der Verrat an der eigenen Familie. Denn bei einem gemeinsamen Abendessen mit Maleficent und Aurora am Hofe des Königs beleidigt und verspottet die Königin die dunkle Fee so lange, bis diese einen kurzen magischen Wutausbruch hat. Die Folge sind tödliche Intrigen und Missverständnisse, die zu einem offenen Krieg zwischen den Menschen und den Wesen des Feenlandes führen könnten…

Fünf Jahre nach ihrem ersten Auftritt als dunkle Fee Maleficent darf Angelina Jolie erneut harte Wangenknochen zeigen und ihre Schwingen über das Märchenland ausbreiten. Nachdem der erste Teil bei einem Budget von 180 Mio. Dollar immerhin rund 760 Mio. Dollar einspielen konnte, war ein Sequel praktisch unvermeidlich. Jolie hatte dies schon kurz nach dem Kinostart des ersten Teils ins Gespräch gebracht und 2016 unterschrieb sie erneut für die Rolle. Während das Drehbuch noch einige Änderungen erfuhr, dauerte es allerdings bis ins Jahr 2018, bis man mit den Dreharbeiten beginnen konnte. Der Heimkinofan kommt nun wiederum ein paar Monate nach dem Kinostart in den Genuss von Maleficent – Mächte der Finsternis.

Zwar verlief das Sequel mit rund 500 Mio. Dollar Einspiel bei ähnlichem Budget nicht mehr ganz so erfolgreich, aber das muss ja erst einmal nichts heißen und kann über die Zweitverwertung auch noch mal den Nachbrenner einlegen. Zumindest in technischer Hinsicht dürfte sich Disney diese Hoffnung sogar berechtigterweise machen. Dazu aber später im Review. Zunächst setzte es mit Regisseur Joachim Rønning einen Wechsel auf dem Stuhl des Filmdirigenten. Rønning ersetzte Robert Stromberg, ist aber für das Studio mit der Maus kein Unbekannter. Er fungierte bereits 2016 als Regisseur bei Pirates of the Caribbean -- Salazars Rache. Wobei er dort noch mit seinem üblichen Partner Espen Sandberg zusammen arbeitete. Die beiden hatten schon in Bandidas, Max Manus und Kon-Tiki zusammen gearbeitet, weshalb Maleficent – Mächte der Finsternis die erste Soloarbeit Rønnings markiert. Geschadet hat es ihm nicht, denn Disney hat ihn auch für die mögliche Fortsetzung von Pirates of the Caribbean eingeplant.

Mit Maleficent – Mächte der Finsternis entwickelt er die Fortsetzung nun bedeutend düsterer. War schon der Vorgänger nicht unbedingt kindergeeignet, geht’s hier mit dem drohenden Kriegsszenario und den entsprechend eingefahren agierenden beiden Kontrahentinnen noch mal etwas verschärfter zu. Natürlich wird das über niedliche Figuren wie die kleine Pinto (eine Mischung aus Fee und Igel) sowie das Triumvirat der kleinen Blumenfeen etwas entschärft. Klar gibt es einige skurrile Charaktere, die für witzige Momente sorgen. Aber ein Ed Skrein in der Rolle des dunklen Elfen Borra ist schon eine ziemlich düstere Gestalt. Außerdem finden erstaunliche viele Szenen in den grün funkelnden Weiten der Moorwelt statt, was meist ebenfalls für dunkle Bilder sorgt.

Die wiederum, so viel Lob muss sein, fantastisch animiert sind. Die Zunahme an visuellen Effekten ist sichtbar, sodass man ohne großes Raten weiß, dass viele Szenen komplett in virtueller Umgebung spielen. Die Spezialeffekte-Künstler haben hier aber ganze Arbeit geleistet und wirklich überzeugende und wunderschöne sowie prächtige Welten entworfen. Gerade die Unterschiede in den einzelnen Welten werden wunderbar rüber gebracht. Wenn Maleficent nach ihrer Rettung erstmalig durch die vielfältigen Gegenden der Dunklen Elfen fliegt, darf man schon mal eine wohlige Gänsehaut bekommen. Schade, dass die Story hingegen etwas kränkelt. Denn das, was im Vorgänger so gut als fantasievolle Neu-Interpretation der Dornröschen-Geschichte funktionierte, wirkt nun aufgebläht und ziemlich weit entfernt von seinen eigentlichen Figuren.

Das märchenhafte Element rückt zunehmend in den Hintergrund und wird von der visuellen Opulenz erschlagen. Während der Konflikt zwischen Maleficent und Ingrith noch halbwegs packend herausgearbeitet wird, sind Aurora und Philip die großen Verlierer. Drehte es sich im ersten Teil noch hauptsächlich um Aurora, wird sie hier zum Spielball zwischen der intriganten Königin Mutter und der dunklen Fee. Dass sie eigentlich einen Prinzen heiraten möchte (mithin der Märchen-Aspekt der Geschichte) wird fast zur Nebensache.

Dafür gibt’s eine kleine Öko-Botschaft. Denn die Auseinandersetzung zwischen den Dunklen Elfen und den Menschen kann auch als Naturvolk vs. Ausbeutervolk gedeutet werden – quasi Avatar Light. Und hüben wie drüben gibt’s Krieg. Und zwar richtig. Es wird gestorben, in Maleficent – Mächte der Finsternis. Und das nicht zu knapp. In einer besonders düsteren Sequenz greifen die Menschen die Dunklen Elfen an, was Letztere nur mit Mühe abwehren können. Hier macht der Film richtig ernst. Glücklicherweise funktioniert der eingestreute Humor wirklich gut. Wirklich witzig sind beispielsweise erneut die Gags von Diaval, der als Vermittler zwischen Maleficent und den Menschen immer wieder in diverse Fettnäpfchen tritt. Sam Riley ist ohnehin ein echter Gewinn in beiden Filmen.

Auch wenn ihm von Angelina Jolie und Michelle Pfeiffer die Show gestohlen wird, die sich ein bissiges Duell liefern. Leichenblass hingegen: Harris Dickinson, der Brenton Thwaites als Prinz Phillip ersetzt. Die ganze Schauspielerei rückt im halbstündigen Showdown aber ohnehin in den Hintergrund, wenn die beiden Parteien ihren Krieg mit visueller Wucht ausfechten.
Maleficent – Mächte der Finsternis ist eine unterhaltsame Fortsetzung des ersten Teils, die allerdings noch mehr als der Vorgänger auf visuelle Opulenz baut und nicht auf packendes Storytelling. Wem das egal ist, der wird mit tollen Actionszenen, hervorragenden visuellen Effekten und drei herausragenden Darstellerinnen belohnt, von denen zwei wunderbar launig agieren. Die UHD belohnt das Auge mit einem fast perfekten Eindruck für ein 2K Digital Intermediate. Besser können Farben und Kontraste sowie Schärfe und Bildruhe kaum sein. Schade, dass der deutsche Dolby-Digital-Plus-Sound in Sachen Dynamik nicht mit dem englischen Original mithalten kann.
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: Paramount Home
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