Henry Brogan war mal einer der besten Sniper der Marine und arbeitete in der Folge für die DIA als Auftragskiller und Drecksarbeit-Erlediger. Nach einem Auftrag, bei dem ihm klar wird, dass er fast ein Kind getötet hätte, zieht er sich aus dem Profikiller-Geschäft allerdings zurück…
Henry Brogan war mal einer der besten Sniper der Marine und arbeitete in der Folge für die DIA als Auftragskiller und Drecksarbeit-Erlediger. Nach einem Auftrag, bei dem ihm klar wird, dass er fast ein Kind getötet hätte, zieht er sich aus dem Profikiller-Geschäft allerdings zurück und möchte ein ganz normales Leben anfangen. Doch so richtig kommt er nicht zur Ruhe. Denn kaum trifft er auf einen alten Kollegen, eröffnet dieser ihm, dass der Kerl, den Henry zuletzt ausgeschaltet hat, unschuldig war. Henry ist schockiert und auch die Dame, die die Agency zu seiner Bewachung abgestellt hat, scheint davon nichts zu wissen. Dummerweise erfährt nun auch sein ehemaliger Arbeitgeber von Henrys Kenntnissen über die Unschuld seines letzten Opfers. Und bevor dieser der Agency gefährlich werden kann, will man ihn lieber tot sehen. Um das zu erreichen, beauftragt man eine Spezialeinheit, die unter dem Namen „Gemini“ agiert. Und die senden einen jungen Agenten, der aussieht wie ein 20 Jahre jüngerer Henry … Ang Lee war einmal ein großer Geschichtenerzähler. Einer, der sich um seine Figuren kümmerte und Handlungsbögen teils virtuos verknüpfte. Seine Filme hat er dabei durchaus mit visuell hochwertigen, innovativen Bildkompositionen angereichert, die aber stets der Geschichte dienten und nie die Kontrolle übernahmen. Tiger & Dragon gehört zu diesen Werken. Aber auch der frühe Eat Drink Man Woman oder sein 97er Der Eissturm. Tatsächlich war er lange Zeit ein glühender Verfechter tradierter Filmtechnik. Selbst als man ihm 2003 riet, The Hulk digital zu filmen, vertraute er auf analogen Film. Sogar der Erstellung von Digital Intermediates verweigerte er sich lange.
Dann jedoch änderte er seine Strategie. Als Vorkämpfer technologischer Innovation schrieb er sich nun auf die Fahne, nur den letzten Schrei der Technik einzusetzen. Dies tat er bereits bei seiner 3D-Realisierung von Life of Pi -- seinem ersten digital gedrehten Film. Drei Jahre plante er die Verfilmung eines Romans von Yann Martel für die jüngste 3D-Technologie und CGI-Technik. Immerhin sollte der Protagonist mit einem Tiger an Bord eines kleinen Bootes gefilmt werden. Da niemand das mit einem echten Raubtier tun würde, mussten die Tieramimationen so gut sein, dass es täuschend echt aussieht. Parallel plante Lee den Film um die 3D-Technik herum, verwendete sogar wechselnde Filmformate, um entsprechende Szenen noch beeindruckender und immersiver zu gestalten. Das Resultat war ein zwar in Teilen etwas kühler Film, dessen Optik aber derart berauschend rüber kam (und das schon in 2D), dass man von der Geschichte dennoch gefesselt wurde. Ang Lee war das aber noch nicht genug. Im Anschluss an Life of Pi experimentierte er früh mit höheren Bildwiederholraten. Denn, so führte er an: Die im Kino bekannte Technik mit 24 Bildern pro Sekunde stammt aus der Zeit des beginnenden Tonfilms (Anfang der 1920er) und wenn man schon digital filmt, dann sollte man diese Technologie auch wirklich weiterentwickeln und nicht digital aussehen lassen wie Film. Seine Suche gilt dem perfekten Digitalfilm und damit verbunden einer anderen „Schönheit“, bzw. einer Art „Traumhaftigkeit“, die in digitalem Film schlummert (Quelle). Sein erster Film mit dieser Technik war das Kriegsdrama Die irre Heldentour des Billy Lynn, das jedoch praktisch ohne Krieg auskam und lediglich aufs Drama eines Heimkehrers setzte.
Ang Lee schaffte es allerdings nicht, mit diesem Film eine emotionale Story zu entwickeln. Die meiste Zeit plätscherte Billy Lynn ziemlich langweilig vor sich hin und litt zudem unter den oft sehr statischen Kamerabildern, die darauf ausgelegt waren, die HFR-Technik möglichst unaufgeregt zum Betrachter zu bringen. Nun, gut zweieinhalb Jahre später, verlässt Lee mit Gemini Man das statische, fast bewegungslose Drama und wendet sich erstmals einem Actionfilm zu, der von der hohen Bildwiederholrate profitieren soll. Die HFR-Technik war ihm aber dieses Mal nicht genug, weshalb er auch gleich noch einen digital verjüngten Will Smith ins Rennen schickte. Die Szenen mit diesem sind die bisher ausuferndsten eines am Rechner jünger animierten Schauspielers, sehen leider aber auch nicht viel besser aus als bisherige Versuche, Darsteller jünger zu machen. Ob das auch dazu beitrug, dass der Film floppte? Während Billy Lynn in den Kinos 30 Mio. US-Dollar (bei 40 Mio. Dollar Budget) einspielte, also bereits ein veritabler Flop gewesen ist, traf es Gemini Man sogar noch härter.
Zwar spielte er mit weltweit 173 Mio. Dollar deutlich mehr ein, kostete mit 138 Mio. aber auch viel mehr. Nicht inkludiert sind zudem die Werbekosten. Derzeit geht man von einem Verlust von etwas über 70 Mio. Dollar aus – eine ziemlich Klatsche für den einst erfolgsverwöhnten und zweifach oscarprämierten Regisseur. Die Kritiker waren sich relativ einig, dass die schon 1997 erstmals angedachte Story, mit der im Verlauf der Jahre schon Tony Scott oder Curtis Hanson sowie die Darsteller Harrison Ford, Mel Gibson oder Sean Connery assoziiert waren, mit einem zu schwachen Drehbuch aufwartete. Dass es so lange dauerte, bis die Geschichte um den Agenten, der auf seinen jüngeren Klon trifft, realisiert wurde, ist aus technischer Sicht natürlich nachvollziehbar. Doch während die Technik fortschritt, blieb augenscheinlich das Drehbuch auf der Strecke.
Denn, mal ganz ehrlich: Ein Ex-Agent, der zur Zielscheibe der eigenen Ex-Auftraggeber wird und ein Klon-Experiment – viel mehr liefert Gemini Man nicht. Umreißt man die Story auf diesem kurzen Wege (und mehr passiert leider wirklich nicht), passt sie auf ein DIN-A4-Blatt. Stellt sich natürlich die Frage, ob das, WAS passiert, wenigstens unterhaltsam ist. Nun, es beginnt eigentlich wirklich packend. Das Intro mit dem Auftragsmord ist klasse gefilmt und spannend inszeniert. Auch das Kennenlernen zwischen Henry und Danny gerät kurzweilig. Auch deshalb, weil Will Smith im „Alter“ immer entspannter wird und souveräner agiert. Mary Elizabeth Winstead gibt ohnehin eine starke Partnerin ab, die Henry auch mal Contra gibt. Fortan als Team unterwegs hält Gemini Man gekonnt die Waage aus dezent romantischen und oftmals auch humorvollen Momenten – das passt soweit. Dass sich Ang Lee über eine halbe Stunde Zeit lässt, bevor er die Katze aus dem Sack lässt, die schon das Filmplakat oder Blu-ray-Cover verrät, muss man gar nicht unbedingt kritisieren – immerhin fördert es die Spannung und kulminiert dann in einer wirklich grandios umgesetzten und gefilmten Motorrad-Verfolgung. Zwar übertreiben es die animierten Momente zum Ende hin etwas, aber zackig inszeniert ist das auf jeden Fall. Womit wir bei dem sind, was so viel Geld gekostet hat und so lange bis zur Realisierung brauchte: Der verjüngte Klon. Nun, wie sieht er denn aus, dieser am Rechner entstandene, 25 Jahre jüngere Will Smith. Geil sieht er aus, richtig geil – wenn es sich um ein Computerspiel handeln würde.
Zweifelsohne ist die Animation seines Gesichts die bisher gelungenste Variante digitaler Verjüngung. Zweifelsohne entlarvt man sie aber als solches, sobald er den Mund bewegt. Nach wie vor ist es gut zu wissen, dass man menschliche Emotionen und Regungen eben doch nicht perfekt am Computer animieren kann. Gemini Man indes hilft es nicht, da man ständig das Gefühl hat, einen Androiden zu sehen und keinen Klon aus Fleisch und Blut. Wie gesagt: Für ein Computerspiel wäre es phänomenal gut. Als Realfilm-Bestandteil aber leider künstlich und ablenkend. Zumal er als menschlicher Klon eben keine Superfähigkeiten hat, dies aber hin und wieder so aussieht. In der Kampfszene zwischen Henry und Junior in den Katakomben führt der Jüngere einen Spinning Wheel Kick in einer Geschwindigkeit aus, die absolut unwirklich erscheint. Auch die Schläge, die er daraufhin austeilt, sind einfach zu schnell. Jetzt kann man sagen, dass man es hier ohnehin mit einem Fantasy-Actionfilm zu tun hat. Und vielleicht hat man ihn während des Klonprozesses auch genetisch modifiziert. Der Punkt ist aber der, dass man Junior ja abnehmen soll und muss, dass er ein Mensch ist. Durch seine übermäßigen Fähigkeiten und die unnatürliche Mund-Mimik (Extra-Lob gibt’s indes für die gelungene Augenpartie) ist aber leider das Gegenteil der Fall: Junior erscheint künstlich. Sieht man von diesem Punkt ab, liefert Ang Lee teils wirklich beeindruckende Fight-Choreografien, die wirklich Spaß machen.
Das ist dynamisch gefilmt, klasse ausgeführt und ziemlich packend. Zum Luftholen zwischen den einzelnen Actionszenen versucht sich Lee dann immer wieder in dramatischen Zwischentönen. Er lotet im Stile eines Vater-Sohn-Dramas aus, was den Menschen ausmacht und wie das mit dem Vertrauen so funktioniert – Blut ist eben doch dicker als Wasser. Innovativ oder überraschend ist Gemini Man indes zu keiner Zeit. Im besten Sinne ist es ein unterhaltsamer, aber durchschnittlicher Actionthriller, der gut daran getan hätte, mehr Zeit für die Story als für den technischen Mummenschanz drumherum zu investieren, der selbst HFR-Fans bisweilen irritieren dürfte. Denn final dann noch ein Wort zum filmischen Unterschied der 24p- und der HFR-Version, die man ausschließlich auf der UHD findet – exemplarisch festgemacht an der beeindruckenden Motorrad-Verfolgung. Diese wurde selbstredend von zwei Stuntleuten sowie teils gleich ganz computeranimiert realisiert. Bei den Stunt-Doubles gibt’s einen für Henry alt und einen für Henry jung.
Mal abgesehen davon, dass man hier mal ein richtig schlechtes Beispiel geliefert bekommt, wie ein wenig gelungenes, digital auf einen anderen Menschen animiertes Gesicht in Bewegung aussehen kann (man nutze mal den Einzelbild-Fortlauf bei Minute 38’44), könnten die Unterschiede zwischen 24p und HFR kaum größer sein: Während die 24p-Variante die typische Bewegungsunschärfe entstehen lässt, die bei den rasanten Wendemanövern für einen filmischen Effekt sorgt, entlarvt die HFR-Darstellung der UHD (noch) sichtbar(er) das Stuntdouble und die computeranimierten Motorrad-Kunststückchen des geklonten Henry. Die Bewegungsunschärfe der herkömmlichen Frame-Rate sorgt also dafür, dass Dinge verborgen bleiben, die man eigentlich gar nicht sehen möchte. Die HFR-Variante wirkt zwar, als säße man ebenfalls auf einem Bike mittendrin, doch leider umgeben von einer videospielartigen Animation des jüngeren Henry. Die komplett CGI gehaltenen Elemente (vom Bike purzelnder älterer Henry oder die coolen Drehungen von Junior) setzen sich per HFR noch deutlicher von der Stuntarbeit und den real gefilmten Szenen ab, wirken zu schnell und abgehackt – in meinen Augen schlicht nicht überzeugend. Das führt letztlich dazu, dass das, was eigentlich realer/echter erscheinen soll, eigentlich unechter wirkt, weil es das „Unechte“ durch die hinzugefügte Information stärker zutage fördert.
Gemini Man ist ein unterhaltsamer Actionfilm geworden. Einer, der Will Smith und Mary Elizabeth Winstead in guter Spiellaune zeigt und einige atemberaubende Actionszenen und -fights liefert. Visuell wird hier einiges geboten und Fans von hoher Bildwiederholungsrate werden die HFR-UHD feiern. Allerdings fällt es vornehmlich aufgrund der übermäßigen Computerspiel-Ästhetik schwer, in die ohnehin schon dünne Story einzutauchen. Immer wieder hat man das Gefühl, der Film richte sich vor allem an jene, die mit 3rd-Person-Shootern aufgewachsen sind und deshalb mit viel zu glatten, viel zu schnellen und viel zu künstlichen Bewegungen kein Problem haben. Die UHD, so viel ist klar, bietet (objektiv betrachtet) technisch derzeit das Machbare in Sachen Schärfe, Kontrast und Bewegungs-Darstellung. Man muss und sollte natürlich HFR-Fan sein. Alle anderen werden die Blu-ray bevorzugen, die nur leider keinen deutschen Atmos-Sound liefert. Wie heißt es noch so schön? Einen Tod stirbt man immer …
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: Paramount Home
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