Bryon Widner läuft stets an vorderster Front. Als Neonazi mit Überzeugung folgt er den Ideologien der White Supremacists und geht jede Konfrontation mit offenem Visier ein. Um seine Einstellung auch nach außen zu tragen, sind Körper und Kopf mit faschistischer Symbolik volltätowiert. Doch Bryon hat ein Problem...
Bryon Widner läuft stets an vorderster Front. Als Neonazi mit Überzeugung folgt er den Ideologien der White Supremacists und geht jede Konfrontation mit offenem Visier ein. Um seine Einstellung auch nach außen zu tragen, sind Körper und Kopf mit faschistischer Symbolik volltätowiert. Doch Bryon hat ein Problem: Er kann das machohafte Partygehabe und die autoritäre Organisation seiner „Familie“ nicht mehr ab. Zunehmend versinkt er in Alkohol und Selbsthass. Auf einer Kundgebung lernt er die dreifache Mutter Julie kennen und verteidigt ihre Kids vor einem seiner aggressiven Kumpels. Einige Zeit später treffen sich Julie und Bryon wieder und werden ein Paar. Gemeinsam wollen sie aus der Szene aussteigen und holen sich Hilfe bei einem schwarzen Bürgerrechtler.
Doch die Ex-Kumpels betrachten ihn als Verräter und geben ihn praktisch zum Abschuss frei … Bryon Widner, Jahrgang 1977, ist 14 als er zum Skinhead wird. 16 Jahre lang hält er sich in White-Supremacy-Organisationen auf und folgt den Nazi-Ideologien seiner Vorbilder. Sogar eine eigene White-Power-Group rief er mit einigen anderen Mitgliedern von diversen Skinhead-Gruppen ins Leben, den „Vinlanders Social Club“. Als eine der am schnellsten wachsenden rassistischen Skinhead-Organisationen erlangte der „VSC“ bald traurige Berühmtheit für die Anwendung exzessiver Gewalt – selbst gegenüber anderen White-Supremacy-Organisationen.
In ihm versammelten sich entsprechend die Mitglieder, denen andere Nazi-Skinhead-Gruppen zu „soft“ waren. Sie folgten einer rassistischen Version des „Odinismus“ und beklagten, dass man sie ihrer individuellen Rechte beraubt habe. 2010 führte dies zur Festnahme einiger der führenden Mitglieder. Widner indes drückt seine Überzeugung und seine Ideologie nicht nur durch Taten aus (in Szenekreisen nennt man ihn den „Vollstrecker“ – also einen von denen, die bei der geringsten sich bietenden Möglichkeit „zuschlagen“), sondern vor allem auch über seine Tätowierungen. Nazi-Symbolik und ein „Blood-&-Honour“-Schriftzug zieren für jeden sichtbar seinen Kopf und Hals.
Doch dann ändert sich alles. Im Jahr 2005 lernt er auf dem Nordic Fest Musikfestival die ältere Julie kennen. Die beiden verlieben sich und Widner kümmert sich ebenso um die drei Kinder aus vergangenen Beziehungen Julies wie um das eigene Kind, das sie später zeugen. Neben der Tatsache, die Kinder nicht in dem feindlichen Umfeld aufwachsen zu lassen, war ein weiterer Punkt für den geplanten Ausstieg, dass man einen zunehmend kritischen Blick auf die Szene bekam. Es kam Bryon und Julie so vor, dass es nur ums Saufen und Partymachen gehe, mitnichten aber um Ideale wie Familie und Zusammenhalt. Viele der Nazi-Skinhead-Frauen hatten Kinder, die sie abgegeben hatten oder von den Verwandten erziehen ließen, während sie selbst einen drauf machten.
Als die VSC-Mitglieder im darauf folgenden Jahr nicht einverstanden damit waren, dass sich Bryon mehr und mehr auf seine neue Familie konzentrierte, begannen sie, ihn zu terrorisieren. Im Februar 2006 führte Bryon dies in der Konsequenz zur Kontaktaufnahme mit dem schwarzen Aktivisten Daryl Jenkins sowie mit dem Southern Poverty Law Center. Das SPLC war als gemeinnützige Organisation, die den Rassismus in den USA bekämpft, der frühere Klassenfeind. Nun versprach sich Bryon Hilfe von denen, die er lange Zeit bekämpfte – und er sollte sie bekommen. Während der Dokumentarfilm Erasing Hate die Geschichte von Bryon Widner bereits einmal anhand der Fakten aufgriff, führte der israelische Filmemacher Guy Nattiv in seinem US-Regie-Debüt die Story nun als Kinowerk aus.
Basierend auf der eigenen Kurzgeschichte, die unter dem gleichen Titel im letzten Jahr die Oscars für den besten Kurzfilm gewann, zeichnet er den Weg Widners nach. Beginnend mit einem Aufmarsch gegen eine Bürgerrechtlergruppe (2009) über das Kennenlernen Julies bis hin zum finalen Ausstieg der beiden spannt Skin seine Story. Dabei muss Nattiv die Dinge zwangsläufig etwas ausschmücken, legt aber ein ebenso ambitioniertes wie gelungenes Werk vor, das den Vergleich mit American History X nicht zu scheuen braucht -- ja, vielleicht sogar roher, ungehobelter und dreckiger ist. Schon die fiebrig inszenierte Eingangssequenz emotionalisiert in hohem Maße. Und das geht in vielen Szenen, in denen ein unglaublich guter Jamie Bell bis an die physischen und psychischen Grenzen des Schauspiels geht, ähnlich an die Nieren. Skin arbeitet authentisch auf, dass Bryon ein massives Alkoholproblem hatte und im Promillekoma (bis zu 30 Bier am Tag) die Flucht davor suchte, dass er mit seinen immer differenzierteren Gefühlen gegenüber der Ideologie seiner Gruppe als Verräter beschimpft worden wäre, hätte er mit jemandem drüber gesprochen.
Kein Wunder, dass es am Ende Julie und die Beziehung zu ihr und ihren Kids war, die ihm zeigte, dass es auch eine echte Familie außerhalb der Nazi-Organisation gab. Dass es etwas Positives gab, wo zuvor nur Negatives herrschte. Parallel dazu stellte er sich offenbar die Frage, ob die weiße Rasse wirklich so überlegen war, wenn um ihn herum nur Versager, Säufer und Kriminelle existierten. Wie erwähnt nutzt der Film gewisse dramatische Überhöhungen. Zum Teil, um Dinge klarer zu machen. Zum Teil auch, um schlicht die Spannung etwas zu erhöhen. So fungieren der Boss der Gruppierung, Fred „Hammer“ Krager, und seine Partnerin Shareen als Katalysator für die Art dysfunktionale Familie, aus der die meisten der Anhänger kommen und die sie eben in solchen Gruppierungen auf die eine oder andere Art erneut erleben. Wie ein autoritärer Vater spielt sich Krager auf und Shareen lässt den (deutlich jüngeren) Mitgliedern des VSC unangemessene körperliche Nähe zukommen. Sie mögen nach ähnlichen wahren Figuren entworfen sein, haben aber in der Form nicht existiert.
Auch die Elemente bzgl. einer gewissen Mordtat und den daraus resultierenden Konsequenzen (etwa zur 80. Minute) sind nicht belegt. Tatsächlich ist Skin dafür auch beim Kennenlernen zwischen Bryon und Julie authentisch und lässt es auf dem Nordic Fest stattfinden. Der Film geht hier aber schon einen Schritt weiter und arbeitet frontaler den Unmut Bryons heraus, wenn sich einer seiner Nazi-Kumpels komplett daneben benimmt. Inszenatorisch wechselt Skin dabei zwischen den Zeitebenen. Während er in jener Phase beginnt, in der Bryon sich bereits die Tätowierungen entfernen lässt, erzählt er rückwirkend, von den Moment an, da er Julie kennenlernt. Der Fokus liegt auf der Beziehung zwischen Bryon und Julie sowie auf dem Konflikt, der sich daraus mit seiner alten „Familie“ ergibt. Erst spät kommt die tatsächliche Verknüpfung mit Daryle Jenkins hinzu, die dem Ganzen noch mal eine entscheidende Wendung verpasst. American History X mag hier im Vergleich etwas eingängiger und leichter konsumierbar sein, inhaltlich ist Skin aber der „echtere“ und wahrhaftigere Film. Und zwar einer, der wirklich hervorragend gespielt ist. Nicht nur Jamie Bell in der Hauptrolle überzeugt, sondern auch Vera Farmiga, die mal komplett gegen den Strich gebürstet agieren darf.
Skin ist ein wichtiger Film, der gleichzeitig bewegt und verblüfft, wenn man weiß, dass eine wahre Geschichte dahinter steckt. Jamie Bell in der Hauptrolle ist eine Wucht und trägt auch über ein paar kleinere Längen in der zweiten Hälfte hinweg. Unbedingt sehenswert -- nicht nur für Fans von American History X.
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: Ascot Elite Home Entertainment
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