Der Februar 1969: Das klassische Hollywood der Goldenen Ära scheint sich überlebt zu haben. Die Gegenkultur ist auf dem Vormarsch und Western-Darsteller Rick Dalton hat Bammel, im sich ankündigenden Wandel unter zu gehen. Diese Bedenken äußert er auch gegenüber...
Der Februar 1969: Das klassische Hollywood der Goldenen Ära scheint sich überlebt zu haben. Die Gegenkultur ist auf dem Vormarsch und Western-Darsteller Rick Dalton hat Bammel, im sich ankündigenden Wandel unter zu gehen. Diese Bedenken äußert er auch gegenüber seinem treuen Freund und Stuntman Cliff Booth. Booth erledigt für Dalton anfallende Jobs und fährt ihn auch gerne durch die Gegend, nachdem dieser des Öfteren wegen Trunkenheit am Steuer auffällig geworden war. Als der Filmagent Marvin Schwarz Dalton einlädt und ihm Rollen in Spaghetti-Western anbietet, zögert er -- immerhin hält er nichts von der Qualität dieser Filme. Viel lieber wäre ihm, wenn er durch die neuen Nachbarn, Sharon Tate und ihren Mann, Regisseur Roman Polanski zu neuem Ruhm käme. Doch Dalton und Booth nehmen Schwarz‘ Offerte an. Sechs Monate lang drehen sie in Italien. Sechs Monate, in denen Dalton Francesca kennen lernt und heiratet.
Nach ihrer Rückkehr scheint es allerdings endgültig vorbei mit Geld und Karriere. Doch möglicherweise ist das noch nicht das Schlimmste, dass auf die beiden wartet … Da ist er nun, der neunte und möglicherweise vorletzte Kinoflm von Quentin Tarantino. Wobei die Gerüchteküche immer wieder neue Vermutungen zutage fördert, nach denen der Kultregisseur möglicherweise jetzt schon Schluss machen könnte. Finanziell abgesichert sollte er mittlerweile sein. Immerhin hat er sich für Once Upon a Time in Hollywood einen Deal über 25% der Kinoeinnahmen ab dem Starttag (First-Dollar-Gross) sowie den Übergang der Rechte am Film nach maximal 20 Jahren gesichert. Bei einem weltweiten Einspiel von ~370 Mio. Dollar kann man damit eine Weile leben. Und in 20 Jahren kann er dann Retrospektiven mit dem Werk machen, deren Einnahmen dann praktisch komplett in seine Taschen fließen. Ob es aber bei neun Filmen bleibt oder er doch noch einen dritten Kill Bill hinterher schiebt oder einen R-Rated Star Trek oder einen Horrorfilm …? Die Zeit wird es zeigen. Konzentrieren wir uns deshalb für den Moment auf den aktuellen Film. Once Upon a Time in Hollywood ist das vermutlich wildeste Potpourri aus fiktiven und real existierenden Figuren, das die Filmindustrie je gesehen hat.
Der Regisseur zelebriert wie nie zuvor seine Liebe an das Kino und die Popkultur im Generellen. Dieses Mal knöpft er sich dabei die Zeit der Geburt des New Hollywood vor. Jene Filmgeneration, die die „Goldene Ära“ ablöste und durch Filme wie Bonnie & Clyde oder vor allem Easy Rider geprägt war. Vor dem Hintergrund des Protests der Hippies gegen das Establishment, das mit Verspätung von der Filmindustrie reflektiert wurde, gestaltet Tarantino aber keinen launigen Abgesang auf das klassische Kino Hollywoods, das von 1913 bis 1969 währte. Vielmehr betreibt er kulturellen Revisionismus.Und dafür nutzt er geschickt zwei unterschiedliche Erzählstränge. Zum einen ist da jener der Hauptfigur Rick Dalton. Der alternde Darsteller von Western aus der guten alten Zeit fürchtet, den sich ankündigenden Wandel in Hollywood nicht mitgestallten zu können.
Andere Filme hätten aus ihm eine tragische Figur gemacht und gezeigt, wie er daran scheitert in dem neuen, düsteren Hollywood Fuß zu fassen.Tarantino aber fügt Once Upon a Time in Hollywood eine märchenhafte zweite Ebene hinzu (man beachte alleine den Filmtitel). Parallel zu Daltons Story fokussiert er auch die Geschichte von Sharon Tate. Deren Schicksal ist wiederum untrennbar verbunden mit Charles Manson und dessen Anhängern. Was in der Realität auch heute noch als Wendepunkt der Geschichte Hollywoods zu einer schmutzigeren und ernsteren Filmkultur bezeichnet wird -- nämlich die Morde der Manson-Familie -- kehrt Tarantino durch seine Abwandlung um. Für ihn (und für Dalton) geht die Sache ganz anders aus -- und das hat dem Regisseur durchaus die Kritik eingebracht, er schädige das Andenken der damaligen Opfer oder sei anmaßend. Innerhalb seines Filmmärchens funktioniert der Entwurf aber blendend.
Nicht nur, dass die Morde seinerzeit den Wandel in Hollywood beeinflussten, gaben die in einer Art Hippie-Kommune lebenden Manson-Anhänger Hollywood indirekt die Schuld an ihren Aktionen. Nancy Pitman bspw. gab an, dass sie und die anderen Manson-Anhänger durch Hollywood und das Fernsehen „gemacht wurden“. Vor allem Western-Serien wie Gunsmoke nannte sie als Grund dafür, dass man nun die Menschen töten wollte, die ihnen das Töten „beibrachten“ (Quelle). In diesem Zusammenhang ist es wohl kaum ein Zufall, dass Tarantino einen Westernserien-Darsteller als Hauptfigur wählte. Once Upon a Time in Hollywood ist natürlich auch ein Film über Eitelkeiten -- verletzte und bestätigte. Während man dem zunehmend stotternden Dalton zusieht, wie er nach und nach im Selbstmitleid zu versinken droht, weil ihn vermeintlich keiner mehr sehen will, begleiten wir Tate in eine Kinovorstellung ihres eigenen Films. Während sie „unverschämterweise“ die Dame am Ticketschalter erst davon überzeugen muss, dass sie einer der Stars ist, die in diesem Film mitspielen, wird ihr Blick während der Vorführung zufriedener, je mehr das Publikum von ihrer Darstellung überzeugt ist.
Ja, das Schauspielleben ist geprägt von der Sucht nach Anerkennung und Liebe. Und Tarantino wagt es, das Ganze in sonnendurchflutetes Licht zu tauchen und humorvoll zu betrachten. Gleichzeitig bietet sein jüngster Film alles, was man von ihm erwartet und noch ein bisschen mehr. Das Set- und Produktionsdesign ist schlicht sensationell und erforderte langwierige Planung und Absprachen mit den entsprechenden Verantwortlichen oder Geschäftsbesitzern. Da Once Upon a Time in Hollywood extrem häufig Außenszenen nutzt, musste hier alles stimmen -- von den Ladenschildern über die Werbeanzeigen, Leuchtreklamen bis hin zu den Fahrzeugen, der Kleidung und den Interieurs der Geschäfte.
Selbstredend hat der Regisseur auch wieder die perfekt passende Musik zu alldem gefunden und die bekannten Namen auf der Darstellerliste würden ausreichen, um fünf andere, prominent besetzte Filme zu realisieren. Dennoch ragen Brad Pitt und Leonardo DiCaprio sowie Margot Robbie als Sharon Tate heraus. Alle Drei gehen in ihren Rollen und Charakteren komplett auf. Und wer sich als totaler Nerd bezeichnet, der darf sich mal im Erkennen dessen versuchen, welche Figuren zwar fiktional sind, aber auf der Basis von echten Vorbildern geschrieben oder an sie angelehnt wurden. Alleine diese Fleißarbeit würde eine mittlere Diplomarbeit füllen. Es fällt schwer, bei so viel stimmigem Hintergrund auch die negativen Aspekte anzuführen.
Natürlich ist Once Upon a Time in Hollywood aber nicht frei von Kritik. So kann man ihm eine gewisse Zähigkeit vorwerfen. Auch das Selbstreferenzielle wirkt ab und an etwas bemüht und übertrieben. So als wolle Tarantino seine an Eigenverweisen schon nicht armen Vorgängerfilme unbedingt noch einmal toppen. Bruce-Lee-Fans werden außerdem die kurze Episode zwischen Cliff und Kato etwas despektierlich finden -- selbst wenn Lee-Biograf Matthew Polly durchaus zugibt, die Martial-Arts-Legende konnte ein „großspuriger Angeber“ sein. Tatsächlich übertreibt es Tarantino hier aber selbst für objektive Betrachter und macht aus Lee eine Art Karikatur um des Witzes Willen.
Was, wenn das Hollywood der Goldenen Ära noch existierte? Quentin Tarantinos Once Upon a Time in Hollywood ist ein Märchen, das der guten traditionellen Zeit der klassischen Hollywoodfilme eine Liebeserklärung macht und dabei auf eine grandiose Ausstattung, sensationelle Darsteller und einen (wie immer) kongenialen Soundtrack vertrauen kann. Vielleicht nicht das Meisterwerk der Meisterwerke Tarantinos. Aber eben ein innerhalb seiner Vita absolut logischer und stimmiger Film. Während der Ton weitgehend unspektakulär bleibt, liefert die UHD das natürlichere und weniger gelblastige Bild mit harmonischeren Kontrasten.
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: © 2019 Visiona Romantica, Inc. All Rights Reserved
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