Das Jahr 1879: Nein, James Murray hat keinen akademischen Titel. Dennoch hat er sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt und möchte das umsetzen, woran die hochwürdige Oxford University Press seit 20 Jahren scheitert: Das Oxford English Dictionary erstellen. Also ein vollständiges Kompendium...
Das Jahr 1879: Nein, James Murray hat keinen akademischen Titel. Dennoch hat er sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt und möchte das umsetzen, woran die hochwürdige Oxford University Press seit 20 Jahren scheitert: Das Oxford English Dictionary erstellen. Also ein vollständiges Kompendium der englischen Sprache -- inklusive aller Nachweise. Murray kann vor den verantwortlichen Gelehrten lediglich sein multilinguales Talent nachweisen, das die perfekte Beherrschung eines Dutzends unterschiedlicher Sprachen sowie deren Dialekte beinhaltet. Dennoch betraut man ihn mit der Aufgabe -- selbstredend nach anfänglichem Zögern.
Murrays Vorteil ist Frederick James Furnivall, ein etwas weniger steifer Fürsprecher. Dieser unterstützt auch den Gedanken, dass Murray 1000 freiwillige Mitarbeiter nutzen möchte, um das schier unglaubliche Vorhaben umzusetzen. Dass er dabei erneut nicht nur auf Akademiker setzen möchte, sondern auch einfache Lehrer und Menschen, die mit der englischen Sprache vertraut sind, nutzen will, stößt erneut auf Vorbehalte. Doch spätestens als ein Unbekannter zahlreiche wichtige Sprach- und Wortnachweise erbringt und damit das Dictionary vorantreibt, sind die Bedenken beiseite gewischt. Murray allerdings fragt sich bald, wer genau hinter diesen zahlreichen Zusendungen steckt …
Ein wirklich gutes Zeichen ist es nicht, wenn ein 2016 abgedrehter Film drei Jahre lang im Giftschrank liegt, bevor er endlich auf diversen Auswertungsmärkten veröffentlicht wird. Noch weniger ein gutes Zeichen ist es, wenn Mel Gibson schon 2017 für seine Produktionsfirma gegenüber Voltage Pictures Klage den Final Cut betreffend einreichte und ein Jahr später erneut vor Gericht zog, weil er Voltage des Vertragsbruchs bezichtigte. Letztlich endete die Klage in einem Vergleich und Gibson distanzierte sich gemeinsam mit Regisseur Safinia von dem Produkt, das er 20 Jahre lang mit viel Herzblut entwickelt hatte. Einen Film, dessen Veröffentlichung er aber nun per Gericht verhindern wollte. Schade, dass so enden musste, was im Film vielversprechend beginnt. Obwohl es „nur“ um Worte geht, legen die ersten 20 Minuten ein beschwingtes Tempo vor und geizen nicht mit Spannung.
Vor allem die Tatsache, wie viel Arbeit hinter dem Oxford Dictionary steckte, erzeugt Erstaunen. Umso interessanter, dass der misstrauisch beäugte Murray nichts anderes tat, als ein frühes Wikipedia-Prinzip zu generieren. Ohne Internet lief das natürlich noch über Briefe. Aber das Motiv dahinter ist identisch: Viele sich unbekannte englischsprachige Menschen gaben ihren Beitrag in einzelnen Worten oder gleich mehreren Definitionen postalisch auf. Die Mitarbeiter von Murray mussten das Ganze dann „nur noch“ sortieren und überprüfen. Doch alleine diese Arbeit ließ sie verzweifeln -- wenn beispielsweise Belege für ein Wort, das im 14. Jahrhundert erstmals auftauchte, für das 16. und 17. Jahrhundert fehlten. Jahrelang schleppte sich die Arbeit mühselig vorwärts, bis ein gewisser Freiwilliger nicht nur einen Beitrag leistete, sondern die Arbeiten am Dictionary dauerhaft mit Belegen unterstützte: William C. Minor.
Der US-Armee-Arzt war 1971 nach London gekommen, um über einen Tapetenwechsel die Grauen des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs hinter sich lassen zu können. Da er aber zunehmend unter Schizophrenie und Verfolgungswahn litt, tötete er einen Unschuldigen und kam in eine Irrenanstalt. Dort wurde er nach einer Heldentat von den Wärtern zum Dank mit Büchern versorgt, die offensichtlich den Aufruf zur Hilfe am Dictionary enthielten. The Professor and the Madman basiert in seiner Erzählung der beiden Männer und ihrer Arbeit auf dem Roman The Surgeon of Crowthorne von Simon Winchester. In diesem geht’s nicht nur um die Arbeit am Wörterbuch selbst, sondern auch um eine irrwitzige Freundschaft, die zunächst im Unbekannten existiert. Denn während Murray die Arbeiten am Dictionary bereits 1879 begann und Minor irgendwann in den 80ern mit seiner Unterstützung startete, trafen sich die beiden Männer erst im Jahre 1891, nachdem Murray von Minors persönlichen Hintergründen erfahren hatte.
Dem Film gelingt es zunächst gut, die Waage zwischen den bürgerlichen Szenen Murrays und seiner Familie und dem eher brutalen und psychotischen Hintergrund Minors zu halten. Da man sich auch in Bezug auf die Unterstützung der Witwe des von Minor getöteten Mannes eng an der Historie hält, wird ein emotionaler Bezug zum Zuschauer hergestellt. Ob Minor wirklich so demütig und um Vergebung bittend war, sei dahingestellt -- Sean Penn brilliert allerdings in dieser Rolle. Auch Gibson überzeugt in einem Film, in dem er endlich mal nicht durch grobe Gewaltanwendung, sondern durch inhaltliche Tiefe wirken möchte. Und wenn die beiden sich das erste Mal begegnen, brennt die Leinwand durch die Worte, die sie sprechen. Und wenn Penns Minor auf die Witwe trifft, zeigt der Darsteller eine wirklich oscarwürdige Leistung. Dass man gewisse Szenen nicht in Oxford drehte, wie Gibson es sich gewünscht hatte und worüber der Streit mit Voltage letztlich entflammte, ist vor allem deshalb schade, weil die Produktionsfirma sich am Ende entschloss, Archivaufnahmen zu nutzen.
Und diese fallen als glattgebügelte videokameraartig gefilmte Elemente unschön aus dem Gesamtbild heraus. Aus dem eigentlich gelungenen Gesamtbild fällt auch das unnötig melodramatische Ende heraus, das die Waage dann leider zugunsten der Entwicklungen rund um Minor verschiebt und das Dictionary zum Nebenschauplatz macht. Wäre das ausgewogener gewesen (der Regisseur hatte ursprünglich eine 160 Minuten lange Fassung abgeliefert, die möglicherweise harmonischer ist), hätte The Professor and the Madman insgesamt ein kleines Meisterwerk werden können. Und es hätte noch mehr der Tatsache gehuldigt, dass am Ende der Arbeiten rund um das Oxford English Dictionary 1928 ganze 70 Jahre Entwicklungszeit zu Buche schlugen, um 414.825 Wörter und über 1,8 Mio. illustrierte Nachweise und Zitate in der ersten Komplettausgabe zu veröffentlichen.
Wären nicht die letzten 20 Minuten des Films, hätte The Professor and the Madman ein großes Stück Historienkino werden können. Lässt man diesen zu persönlich-melodramatischen Schluss aber mal beiseite, ist der Film bei Weitem nicht so schlecht, wie ihn einige Kritiker haben möchten. Und er ist schon lange nicht so schlecht wie es den Anschein aufgrund von Gibsons Distanzierung erweckt. Vielmehr sind die ersten anderthalb Stunden eine absolut spannende, bisweilen witzige und bewegende Geschichtsstunde mit tollem Setdesign und Kostümen.
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: KSM GmbH
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