Rezension des Films: Suspiria. Susie Bannion kommt in das 1977 vom Deutschen Herbst dominierte Berlin. Während die RAF und ihre Sympathisanten auf den Straßen kämpfen, will sie der renommierten Tanzschule von Helena Markos beitreten. Etwa zur gleichen Zeit verschwindet eine der Schülerinnen: Patricia. Ihr letzter Besuch (…)
offizieller Trailer zu Suspiria
Susie Bannion kommt in das 1977 vom Deutschen Herbst dominierte Berlin. Während die RAF und ihre Sympathisanten auf den Straßen kämpfen, will sie der renommierten Tanzschule von Helena Markos beitreten. Etwa zur gleichen Zeit verschwindet eine der Schülerinnen: Patricia. Ihr letzter Besuch galt dem Psychiater Dr. Josef Klemperer, dem sie in Panik etwas von drei Hexen erzählt. Zur gleichen Zeit ist Madame Blanc, die künstlerische Leitung der Akademie, von Susies Können äußerst angetan und unterstützt ihre Ausbildung. Dr. Klemperer erfährt derweil vom Verschwinden Patricias und stellt Nachforschungen an. Nachforschungen, die ihn bald auf eine dunkle Spur bringen und die offenbar bestätigen, was Patricia in ihrer Panik gesponnen hat …
Dario Argento, der König des Giallo, hatte 1977 mit Suspiria seinen von vielen als Meisterwerk anerkannten und bis heute berühmtesten Film erschaffen. Zwar setzte er dieses Hauptwerk 1980 und 2007 noch mal fort, bisher wagte sich aber noch niemand an ein Remake des visuell einzigartigen und psychedelischen Horrorstreifens. In Zeiten von mother! und einem in B-Movie-Kreisen wieder erstarkenden Giallo schien es nun aber an der Zeit. Selbstredend musste es ein italienischer Regisseur sein, der die Neuinterpretation des Stoffes vornahm und so fiel die Wahl auf Luca Guadagnino (Call me by Your Name). Bzw. fiel die Wahl nicht AUF ihn, sondern er war es, der maßgeblich überhaupt dafür sorgte, dass ab 2007 Anstrengungen für eine Neuinterpretation vorgenommen wurden.
Aufgrund von finanziellen Startschwierigkeiten gelang es dann aber doch erst Ende 2015, die Produktion in Gang zu bringen. Während die Story sich zwar in Grundzügen ähnelt, möchte Guadagnino seine Version nicht als Remake, sondern eher als eine Hommage verstanden wissen. Tatsächlich konzentriert sich Suspiria 2018 (in insgesamt sechs Akten + Epilog) stärker als das Original auf zwei/drei Grundthemen: Zunächst wäre da das Thema Weiblichkeit, das der Film mit einem Detail begleitet, das einem mehr beiläufig auffällt.
Denn bis auf ganz wenige, vollkommen unbedeutende Statistenrollen, werden sämtliche Figuren des Films von Frauen dargestellt. Ja, auch hinter der (sichtbaren) Maske von Dr. Josel Klemperer steckt eine Aktrice – und zwar Tilda Swinton (die hier inkl. jener der Helena Markos gleich drei Rollen inne hat). Gleichzeitig geht es um Mutterschaft – vor allem im Verhältnis zwischen Madame Blanc und Susie, sowie in den Flashbacks Susies, in der man ihre Mutter sieht. Entsprechend dieser Aspekte wird die Nähe zu mother! sogar noch deutlicher.
Natürlich geht’s auch noch um Tanz als Kunstform. Während Letzteres durch richtig starke Choreografien visualisiert wird, ist das Thema von Machtstrukturen und -missbrauch unter Frauen ebenfalls erstaunlich offenbar. Immer wieder spielt Guadagnino darauf an, wie gewonnene Macht missbraucht wird. Und am Ende schickt er gar einen Rache-Engel, um diejenigen sühnen zu lassen, die andere unterdrückt haben. Man kann das Finale aber auch anders interpretieren und dem Film vorwerfen, er propagiere die These, dass Macht unter Frauen nur mit Gewalt einhergeht. Eine These, die den Vorwurf liefert, der Film schüre Ressentiments gegenüber Frauen in Machtpositionen.
Wie es auch sei: Es dürfte viele Zuschauer provozieren. Denn unzweifelhaft ist Suspiria ein provokanter Film – schon aus optischer Sicht. Mainstream sieht definitiv anders aus. Allerdings ist es doch sehr erfrischend, wenn man sieht, dass trotz us-amerikanischer Koproduktion der Film eben nicht weichgespült und massenkompatibel daher kommt. Argento-Fans dürften jedenfalls sehr zufrieden sein. Und nicht nur die. Auch die Freunde cronenberg’scher Masken und lovecraft’scher Szenarien werden Gefallen am durchaus expliziten Finale haben. Masken-Guru Mark Coulier zeichnete für die praktischen Effekte verantwortlich. Und dass er Dinge wie herausquillendes Gedärm beherrscht, sollte spätestens seit seiner Beteiligung an einigen Clive-Barker-Verfilmungen bekannt sein. Nun ist es allerdings durchaus ein zähes Stück Horror, das man sich mit Suspiria reinzieht. Denn die Laufzeit von 152 Minuten will erst einmal durchgehalten werden.
Ganze 54 Minuten länger als Argentos Kultfilm sind eine Ansage. Und so ziehen sich diverse Szenen schon mal ein wenig. Szenen, die Guadagnino schon mal mit optischen Giallo-Spielereien anreichert, um weiterhin für gruselige Atmosphäre zu sorgen. Das immerhin gelingt im dauerhaft und visuell steht seine Vision der Geschichte dem Original kaum nach. Auch nicht aufgrund der Tatsache, dass er sich nicht für knallig-bunte Eastman-Color-5254-Filmaufnahmen entschied (in Ermangelung entsprechenden Materials wäre das ohnehin schwierig geworden).
Nein, Suspiria 2018 ist schmuddeliger, viel düsterer gehalten und farb- sowie kontrasttechnisch reduziert – jedenfalls bis zum Finale, das er einige Zeit lang in ein wabernde und pumpendes Blutrot taucht. Was das Thema politischer Hintergrund angeht, so findet der Film während der Geschehnisse des Deutschen Herbstes statt. Immer wieder schieben sich Bilder der RAF oder jene der Entführung der „Landshut“ zwischen das Geschehen. Es findet also in einer Zeit statt, in der eine militante Gruppe die deutsche Vergangenheit des Zweiten Weltkriegs mit gewalthaltigen Maßnahmen auf die politische Tagesordnung bringen wollte. Möglicherweise reflektiert Suspiria diese gewalttätigen Strukturen mit jenen, die im „Mütterhaus“ stattfinden. Für deutsche Zuschauer allerdings schade: Die nachlässige Rechtschreibung. Da steht dann auf einem Plakat gegen Ende des Films: „Die ist unser Haus! Wir bleibeibeiben drin! BASTA“
Suspiria ist vielschichtig, interpretationsfähig, diskussionwürdig und provokant – ganz so wie das Original von Argento. Für den WIRKLICH aufgeschlossenen Genrefreund (Mainstream-Fans werden hier sicherlich nicht glücklich) lohnen sich deshalb auch die 152 Minuten Sitzfleisch, die man durchaus mitbringen sollte.
Die UHD bietet den gleichen, sehr räumlichen dts-HD-Master-Ton fürs Deutsche und einen etwas unentschlossenen Atmos-Soundtrack. Dazu gesellt sich ein Bild, das wesentlich mehr Kontrast in den hellen Szenen sowie mehr Auflösung liefert, insgesamt aber arg abgedunkelt erscheint und einen Hauch Neutralität gegenüber der Blu-ray einbüßt.
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: Koch Films
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