Rezension des Films: Triple Frontier. Santiago Garcia war mal ein US-Elite-Soldat, verdient sich nun aber seit einiger Zeit seine Brötchen als Berater der brasilianischen Regierung. Vornehmlich verfolgt er dabei das Ziel, den lokalen Drogenbaron Lorea zur Strecke zu bringen. Doch weil sich das immer mehr in die Länge zieht und er das Verhalten der lokalen Polizei kritisiert, lässt Garcias Motivation (...)
offizieller Trailer zu Triple Frontier
Santiago Garcia war mal ein US-Elite-Soldat, verdient sich nun aber seit einiger Zeit seine Brötchen als Berater der brasilianischen Regierung. Vornehmlich verfolgt er dabei das Ziel, den lokalen Drogenbaron Lorea zur Strecke zu bringen. Doch weil sich das immer mehr in die Länge zieht und er das Verhalten der lokalen Polizei kritisiert, lässt Garcias Motivation spürbar nach. Seine Informantin Yovanna, die Garcia durch sein Verhalten mehr und mehr in Gefahr bringt, versorgt ihn indes mit der Info, dass Lorea offenbar 75 Millionen Dollar auf seinem Anwesen haben soll. Eine reizvolle Summe, um der Legalität den Rücken zu kehren. Und so beginnt Garcia, Kontakt zu seinen ehemaligen Kumpanen aus der Army aufzunehmen. Gemeinsam will man das schwer bewachte Grundstück kapern, Lorea töten und das Geld außer Landes fliegen. Nicht alle Ex-Kumpels sind davon begeistert. Vor allem Tom Davis zögert. Doch auch ihn locken die versprochenen Scheine und zu Fünft begibt man sich auf eine Selbstmordmission sondergleichen …
Schon die Entstehungsgeschichte des Actionthrillers Triple Frontier liest sich spannend wie ein Krimi: 2010 bereits in Planung waren zunächst Tom Hanks und Johnny Depp für die Hauptrollen vorgesehen, während Kathryn Bigelow (Detroit) den Film inszenieren sollte. Das Ganze verzögerte sich dann so lange, bis 2015 (Bigelow war längst abgesprungen) J. C. Chandor (Margin Call) für die Regie engagiert wurde. Paramount Film sollte derweil die Produktion übernehmen und mittlerweile brachte man Will Smith ins Gespräch, eine zweite Hauptrolle zu übernehmen.
Doch wieder verging ein Jahr. Smith verließ das Projekt für Collateral Beauty und Depp sowie Hanks stiegen dann auch irgendwann aus. Anfang 2017 brachte man dann Channing Tatum und Tom Hardy auf die Agenda. Auch Mahershala Ali stieß hinzu. Alle drei unterschrieben die entsprechenden Verträge. Doch dann, knapp vier Wochen vor Drehstart, ließ Paramount die Produktion fallen. Wer zuletzt Filme von Paramount verfolgt hat, weiß, dass der Anbieter seine Rechte entweder ganz oder teilweise an Streaming-Anbieter Netflix verkauft. Und so war es dann auch bei Triple Frontier. Netflix übernahm im Mai 2017. Besetzt werden sollten nunmehr Ben Affleck und Bruder Casey.
Im Juli sprang Ben allerdings weider ab und Mark Wahlberg wurde als Ersatz diskutiert. Mittlerweile waren Charlie Hunnam, Garrett Hedlund und Pedro Pascal hinzu gestoßen. Erneut verzögerte sich der Drehstart, sodass Ben Affleck nun doch wieder zurück kam und man im Mai 2018 endlich mit der Produktion begann. Normalerweise sind solche Hochs und Tiefs bei Produktionen nicht gerade Garant für einen gelungenen Film – zumal sich auch das Drehbuch im Laufe der Zeit immer wieder änderte. Doch mit Triple Frontier dürfte Netflix einen echten Hit landen. Nicht nur sieht man hier zünftige Action und bekommt einen Mix aus Heist-Thriller, Actionfilm und Survivaldrama. Vielmehr liefert der Film in der Meta-Ebene durchaus noch jene Differenzierung, die man sich bereits erwartete, als Bigelow mit ihrem angestammten Drehbuchautor Mark Boal noch an Bord des Projektes waren.
Zwar hat Chandor die Story bearbeitet, aber man kann immer noch erahnen, was eigentlich Tenor sein sollte. Denn unter der machohaften Männlichkeitsmaske unterliegen Bigelows Filmen stets tiefgründige moralische Fragen. Tödliches Kommando, Zero Dark Thirty – beide Filme des Regie- und Autoren-Gespanns waren geprägt von harten Kerlen, die irgendwann ihre Männlichkeits-Mechanismen in Frage stellen mussten. Wenn Triple Frontier in der zweiten Hälfte vom eigentlich Story-Aufhänger abweicht, die fünf Ex-Soldaten immer deutlicher gegen Moralvorstellungen und ihre eigenen Ideale verstoßen; wenn Unschuldige getötet werden und es mehr und mehr ums blanke Überleben geht, wird deutlich, dass es nicht ein bloßer Actionfilm ist, mit dem man es hier zu tun hat.
Schon die Charakterisierung der fünf Protagonisten lässt das erahnen. Allesamt verdiente Soldaten, die nun mehr schlecht als recht über die Runden kommen: Davis, der sich als Makler gerade so über Wasser halten kann, während seine Scheidung ihn in den Alkohol trieb und er vom eigenen Haus nur noch die Garage betreten darf. Ben, der sich als Amateur-MMA-Fighter für ein paar Kröten prügelt oder Francisco, der seine Fliegerlizenz wegen eines Drogendelikts verlor – nein, Gewinner sind das nicht. Besonders deutlich wird der Konflikt auch in der Figur Hunnams. Sein William Miller hält Vorträge vor Soldaten und erzählt von posttraumatischen Belastungsstörungen. Davon, was das Soldatensein mit dem Mensch in der Uniform macht und davon, wie schwer es ist, ins normale Leben zurück zu kehren. Man nimmt ihm in seiner ersten Szene ab, dass er eine differenzierte Sichtweise auf das Thema hat. Und dennoch tut auch er später, was er tut.
Jetzt kann man kritisieren, dass Chandor seine Figuren zwar sorgsam einführt und man gerade genug Identifikationspotenzial an die Hand bekommt, um ihnen Sympathien entgegen zu bringen, die wirkliche Tiefe ihrer Konflikte aber dann doch nur anreißt. Denn natürlich ist Triple Frontier auch ein Actionfilm – und zwar ein recht guter. Schon die Eröffnungs-Sequenz, in der ein Nest von Kriminellen ausgeräuchert wird, gerät feurig und explosiv. Perfekt funktioniert auch das Setting in Kolumbien, das ein Höchstmaß an Authentizität gewährleistet. Man muss danach allerdings gut 40 Minuten Geduld haben. Denn der zweite (berechtigte) Kritikpunkt an Chandors Film ist seine Länge. Die teils obsoleten Momente zwischen den fünf Protagonisten ziehen sich bisweilen etwas, weil man versäumt hat, es ein wenig klischeeärmer zu gestalten. So sind es dann halt doch nur die üblichen Dialoge zwischen Soldaten-Machos, die über die Zeit retten müssen.
Dann jedoch steigert sich die Spannung während der Infiltration des Anwesens. Im Schutze von Dunkelheit und starkem Regen entern die Fünf das Haus. Und während sie das Geld einsammeln, weiß auch der unbedarfteste Zuschauer, dass sich Unheil ankündigt. Gut 15 Minuten lang steigert sich die Atmosphäre, bis sie sich dann in den ersten echten Shoot-outs entlädt. Denn natürlich läuft nicht alles nach Plan und vor allem Davis sorgt für Konfliktpotenzial. Rückkehrer Affleck spielt den Davis mit betont düsterer Note. Fast wirkt es, als wäre sein wortkarger Bruce Wayne in den Film geschlüpft – nur um ein paar Kilo um den Bauch reicher geworden. Das Gewissen des Films, bzw. des Zuschauer ist allerdings Sons-of-Anarchy-Star Charlie Hunnam, der sich mehr und mehr zum charismatischen Genre-Darsteller mausert und neben Affleck und Isaac locker besteht.
Schön auch, dass man Garrett Hedlund (Tron: Legacy) mal wieder in einem großen Film sieht – als Bruder von William bekommt er zunächst allerdings nur wenig Entfaltungsmöglichkeiten abseits eines muskelbepackten Auftritts vor einem MMA-Fight. Doch dann gibt’s ja noch die zweite Hälfte von Triple Frontier. Und in der nehmen die Dynamiken in der Gruppe zu. Auch Hedlund bekommt nun seinen Auftritt, wenn er sich mit Filmbruder Hunnam anlegt. Durchweg herausragend ist auch dann noch das Setting. Es geht über Berge, durch Urwälder und über Stock und Stein. Und selbst wenn sich echte Rasanz erst wieder zum Finale hin offenbart, bleibt die Atmosphäre durchweg packend. Schade, dass die wirklich actionreichen Szenen etwas wirken wie mit angezogener Handbremse umgesetzt – sieht man von der spektakulären Helikopterszene ab. Ach ja: Das aufgesetzt wirkende Ende hätte es nun wirklich nicht gebraucht.
Triple Frontier ist einer der bis dato aufwändigsten Produktionen, die Netflix realisiert hat – und das nicht nur aufgrund der hochkarätigen Besetzung. Dass sich die Story bisweilen etwas zieht und echte, große Action-Momente etwas fehlen, machen die starken Performances zum Teil wieder wett. Den Rest erledigt das Setting. Während das (4K)-Bild satte Kontraste und eine herausragende Schärfe liefert, enttäuschen sowohl der deutsche als auch der englische Ton mit zu viel Hall, undynamischer und nicht gerade druckvoller Gangart und einer ziemlich schwachen Atmos-Fassung im Original.
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: Netflix
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