Kopfhörer

Filmrezension: Rebel Moon Teil 1: Kind des Feuers

Rebel Moon newsIn einer weit entfernten Galaxie: Die Mutterwelt wurde einst von einem König uns seiner Nichte Issa regiert. Issa wollte der Galaxie Frieden bringen. Doch dann wurde der Vater ermordet und ein Senator namens Balisarius, übernahm als Regent die Krone. Der war weit weniger auf Frieden, denn auf Herrschaft um jeden Preis aus.

 

 

Unter ihm wurde das Imperium gegründet, eine Militärmacht, die neue Planeten erobern sollte. Und genau das taten die Streitkräfte. Die Jahre vergingen und das Imperium herrschte mit harter Hand. Der letzte wichtige Schritt für Balisarius: Die Vernichtung derer, die sich „Rebellen“ nannten und am äußersten Rand des Einflussgebiets der Mutterwelt vermutet wurden. Als die Bauernkolonie Veidt, in der auch Kora, eine Kämpferin mit mysteriöser Vergangenheit, lebt, von den Truppen des Imperiums unter Führung des sadistischen Admirals Atticus Noble besucht wird, sollen sich auch die dortigen Dorfbewohner der Herrschaft zu unterwerfen.

rebel moon kind des feuers netflix review szene 4

Kora tötet in der Nacht aus einer Notsituation heraus einige Soldaten des Imperiums, stärkt so den Widerstandswillen des Dorfes und macht sich daran, die Rebellen ausfindig zu machen, die sich dem Imperium entgegengestellt haben. Doch alleine ist nicht gut kämpfen. Und so macht sie sich vorab auf die Suche nach wackeren Mitstreitern, die sich mit ihr gemeinsam gegen die Übermacht stellen. Dass das Imperium währenddessen an Kora ein ganz bestimmtes Interesse hat, könnte dabei an ihrer Vergangenheit liegen …

rebel moon kind des feuers netflix review szene 8

Mit Zack Snyder verhält es sich ungefähr so wie mit zu scharfem Essen: Manchmal kriegen die Geschmacksrezeptoren das Ganze als Genuss verarbeitet, manchmal überschreitet man die Grenze zur bitteren Magenverstimmung sehr schnell. Es ist unzweifelhaft, dass der Regisseur mit Dawn of the Dead ein zwar unter Fans des Originals umstrittenes, aber sehr effektvolles und schockierendes Remake inszeniert hatte. Ebenso gebühren ihm Lorbeeren für seine kultige Adaption der Frank-Miller-Novelle 300. Und in gewissen Grenzen darf man auch Watchmen oder Batman v. Superman: Dawn of Justice noch als gelungen gelten lassen. Doch schon mit Sucker Punch wurden viele berechtigterweise nicht warm und sein 2021er Army of the Dead wurde von vielen (nicht von mir) zerrissen.

rebel moon kind des feuers netflix review szene 10

Mit der Reputation, die er sich aber zuletzt mit dem Snyder Cut von Justice League zurückerworben hatte, war Netflix auf ihn aufmerksam geworden und angelte sich den Regisseur für genannten Army of the Dead. Hat man einmal so einen Hochkaräter an der Angel, lässt man ihn natürlich nur ungern los. Und Zack Snyder sah die Zeit gekommen, eine Story zu pitchen, mit der er 2012 bei Lucasfilms und kurz darauf nach der Disney-Übernahme auch beim Mauskonzern gnadenlos abgeblitzt war. Selbst sein Haus- und Hofstudio Warner Bros. ließ Snyder auflaufen. Denn auch dort lehnte man seine Vision ab.

rebel moon kind des feuers netflix review szene 11

Und das offenbar zurecht. Denn nur, weil ein Projekt zehn Jahre in der Entwicklung war, heißt es nicht, dass dabei etwas Gutes herausgekommen ist. Rebel Moon, der antrat, um ein „erwachseneres“ Star-Wars-Universum zu etablieren, ist letztlich eine durch und durch schwache Kopie des Vorbilds, ohne überhaupt auch nur irgendeine eigene Idee hinzuzufügen. Dass Die sieben Samurai schon für George Lucas Pate standen, ist ein offenes Geheimnis – oder nicht mal mehr das. Snyder allerdings zieht hier fast eine 1:1 Kopie der Rekrutierung von tatkräftigen Mitstreitern ab und oft denkt man sich dabei: Ach, das ist die Han-Solo-Figur, dort drüben scheint Lando Calrissian zu sein und die Cantina-Szene aus Star Wars hat er auch übernommen. Einen Sternenzerstörer gibt’s ebenfalls (heißt nur nicht so) und (um es nicht so einseitig Star-Wars-lastig werden zu lassen) sieht man später noch zwei Figuren, die einem Ork und einem Uruk Hai aus dem Herrn der Ringe derart ähnlich sehen, dass man das Gefühl bekommt, sie wären gerade von einem neuseeländischen Set rübergestolpert.

rebel moon kind des feuers netflix review szene 12

Nehmen wir die Figuren, so verhalten sich diese zudem bisweilen ziemlich dämlich, bzw. entgegen ihrer eigenen Fähigkeiten oder werden mit zwar mit herausragenden Eigenschaften eingeführt, die aber für die Geschichte und das Vorankommen keinerlei Funktion haben. Nimmt man bspw. die Figur des Generals Titus, so bezeichnet man ihn als abgeklärten Strategen. Und was tut so ein erfahrener General? Genau: Er tappt wortlos und ohne Widerstand in die erste Falle, die das Drehbuch sich einfallen lässt – mal ganz abgesehen davon, dass dem von Djimon Hounsou gespielten kriegsmüden Säufer ein simples „wie wär’s mit Vergeltung“ ausreicht, um doch mitzumachen und er nach der Rekrutierung praktisch nichts zu sagen hat. Um strategische Hilfe bittet Kora ihn jedenfalls nicht. Dann gibt es da noch Tarak, der sich mit Tieren verbünden und sie für den Kampf gewinnen kann. Einzig: Im Film ist das irrelevant und eigentlich grundlos.

rebel moon kind des feuers netflix review szene 13

Snyder ignoriert in Rebel Moon so ziemlich alles, was die Vorbilder, bei denen er sich bedient, richtig machen. Star Wars mag nicht die am besten oder originellsten erdachte Geschichte des Kinos sein. Aber Lucas kümmerte sich um seine Charaktere. Wir bekommen Bezug zu Luke, Leia und Han – ja sogar zu Chewbacca. In Snyders Abziehbild bleiben sämtliche Nebenfiguren weit unterhalb der Charaktertiefe des Wookiees. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass man im Vorfeld bereits eine Langfassung angekündigt hat und die Geschichte ohnehin auf zwei oder sogar drei Teile ausgelegt ist. Aber als Eventfilm kurz vor Weihnachten darf man auch bei einer Laufzeit von 130 Minuten erwarten, dass man nicht nur den Rumpf eines epischen Sternenabenteuers bekommt, sondern etwas, das mit Leben gefüllt ist.

Und Leben sucht man hier tatsächlich vergeblich. Selbst die Szenarien wirken seltsam flach und leblos. Das liegt sicherlich auch an der Optik selbst, die Snyder mit starken Unschärfe-Effekten und Lens-Flares pflastert und die offensichtlich hauptsächlich vor Greenscreens oder LED-Wänden stattfand. Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden, da das für 300 ebenso gilt und dort funktioniert. Nur, dass Snyder in Rebel Moon eben eine epische Geschichte erzählen möchte, die es mit Star Wars zumindest aufnehmen kann. Und dafür fehlen dann doch die großangelegten Sets, die Drehs an Original-Schauplätzen und … die Weltallszenen. Für einen Film, der einen interstellaren Krieg inszeniert, findet erstaunlich wenig (nämlich praktisch nichts) davon im Orbit statt. Schlimmer wiegt aber fast, dass manche Szene aussieht, als hätte sie Timo Vuorensola für Iron Sky abgedreht (ab 82’30).

Dazu wirkt die Action abgehackt, wird oft von exzessiver Super-Slowmotion ausgebremst und – man kann es nicht anders sagen: geschnitten. Netflix spendierte Rebel Moon eine interne Altersfreigabe von 12 Jahren. Und das ist sicherlich nicht das, was Snyder ursprünglich Lucasfilm als „Star Wars für Erwachsene“ gepitcht hatte. Es ist anzunehmen, dass die um (wie es Gerüchte sagen) rund eine Stunde längere Fassung, die später im Jahr 2024 kommt, die Actionszenen entsprechend erweitert/ungeschnitten/brutaler darstellen wird. Netflix entschied sich also dazu, vor Weihnachten eine familienfreundliche Fassung zu bestellen, damit möglichst viele Menschen den Film sehen können, ohne sich direkt darüber aufzuregen. Wenn das ein Trend ist, dann ist es kein Guter. Es ist aber nicht alles schlecht, an Rebel Moon. Die ersten 20 Minuten, in denen das einfach lebenden Volk der Bauernkolonie besucht wird, schaffen es durchaus, Interesse für deren Schicksal zu wecken.

rebel moon kind des feuers netflix review cover

Ein paar der Figuren wirken sympathisch und vor allem Koras Freund Gunnar sammelt Sympathiepunkte. Dazu gesellt sich der ziemlich coole Android Jimmy, der im Original von Anthony Hopkins (in der Synchro leider nicht von dessen angestammter Synchronstimme Joachim Kerzel) gesprochen wird und als Erzähler fungiert. Allerdings wird der viel zu schnell aus der Geschichte geschrieben. Das Gleiche gilt für einen Soldaten des Imperiums, der abtrünnig wird. Ein interessanter Charakter, der kurz aufgebaut und dann fallen gelassen wird wie eine heiße Kartoffel. In Summe sind die 130 Minuten zu kurz, die Figurentiefe praktisch nicht vorhanden und die Action wirkt verstümmelt. Es ist nicht auszuschließen, dass die Langfassung hier nicht nur mehr Brutalität, sondern auch mehr Charakteranteile hinzufügt. Sollte das der Fall sein, wird’s vielleicht auch für erwachsene Star-Wars-Fans spannend(er).

 

Fazit - Bewertung: 5/10

Rebel Moon – Kind des Feuers ist ein inhaltlich erstaunlich leerer, charakterlich furchtbar hohler, visuell billig wirkender und in den Actionszenen einerseits zerstückelter und andererseits durch exzessives Nutzen von Superzeitlupen verschleppter SciFi-Film, der es zu keiner Zeit mit Star Wars aufnehmen kann. Ob der im April startende zweite Teil dem Universum mehr Tiefe verleihen kann; ob die angekündigte Langfassung mehr Charakterzeichnung (oder nur mehr Gemetzel) liefern wird – all das steht in den Sternen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist Snyders jüngster Film eine herbe Enttäuschung.

 

Filminfos und Inhalt: Rebel Moon Teil 1: Kind des Feuers

  • Anbieter: Netflix
  • Land/Jahr: USA 2023
  • Regie: Zack Snyder
  • Darsteller: Sofia Boutella, Charlie Hunnam, Djimon Hounsou, Jena Malone, Ray Fisher, Ed Skrein, Corey Stoll, Carey Elwes
  • Tonformate: Dolby Atmos (DD+-Kern): de, en
  • Bildformat: 2,39:1
  • Laufzeit: 127

 

Autor: Timo Wolters - ((Copyright Szenenfotos: © Clay Enos/Netflix ©2023))

Anmelden
Diskutiert diesen Artikel im Forum (0 Antworten).

Aktuelle News

Aktuelle Testberichte

    • Test: Canton Reference 5 - Standlautsprecher

      Test: Canton Reference 5 - StandlautsprecherWenn etwas im Audio-Segment in den vergangenen Monaten für Aufsehen gesorgt hat, dann sich die neue Canton Reference Lautsprecher-Serie, die der Hersteller final in den Handel eingeführt...

    • Test: JBL TOUR ONE M2

      Test: JBL TOUR ONE M2Seit letzten Sommer ist der JBL TOUR ONE M2 der neue Oberklasse-Kopfhörer der Traditionsmarke, die für seine mobile Bluetoothprodukte bekannt ist. Damit ist es an der Zeit, das Gerät unter die...

    • Test: Canton Karat GS

      Test: Canton Karat GSDie Canton Karat GS wurde offiziell auf der High End 2022 vorgestellt. Anlässlich des 50-jährigen Firmenbestehens von Canton hatte man eine Ausführung mit Keramik-Wolfram-Membranen-Chassis auf den Markt...

    • Norddeutsche HiFi-Tage 2024: Messenachlese

      Norddeutsche HiFi-Tage 2024: MessenachleseEinst hieß es, dass alle Wege nach Rom führen. Am ersten Februar-Wochenende führte für viele Audio-Begeisterte, Hersteller und auch Redaktionskollegen der Weg nach Hamburg. Die Rede ist...

    • Test: Yamaha True X-Bar 50A + WS-X1A

      Test: Yamaha True X-Bar 50A + WS-X1AMit der Yamaha True X Plattform hat das Unternehmen im vergangenen Jahr eine neue Modellgeneration an Soundbars vorgestellt, die sich clever erweitern lassen und natürlich auch noch...